Es bleibt eine Gratwanderung – und die werden nicht weniger. Im Gegenteil. Trotz zarter Gegenbewegungen rund um den Jahreswechsel sieht sich die Europäische Zentralbank in der Inflationsbekämpfung auf Kurs. Im Laufe des Jahres, so die durch Prognosen gestützte Erwartung, soll sich die Teuerungsrate in der Euro-Zone im Jahresverlauf in Richtung Zielwert von zwei Prozent bewegen. Der Eurozonen-Durchschnitt lag laut Schnellschätzung im Februar mit 2,4 Prozent über dieser EZB-Zielmarke, in Österreich mit 3,3 Prozent sogar deutlich darüber.
Am Donnerstag wird der EZB-Rat um Präsidentin dann zum zweiten Mal in diesem Jahr über die Zinsen entscheiden. Auch diesmal gilt: Alles andere als eine weitere Senkung wäre eine Überraschung. Ende Jänner wurde der für Banken und Sparer wichtige Einlagensatz um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent herabgesetzt. Es war die fünfte Zinssenkung seit Sommer 2024. Wie geht‘s heuer noch weiter? Lagarde bleibt hier ihrem Standard-Satz treu und betont, „die EZB agiert datenabhängig und entscheide von Sitzung zu Sitzung“. Von anderen Notenbank-Granden waren zuletzt deutlichere Worte zu vernehmen. So ließ der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau im Magazin „Alternatives Economiques“ wissen: „Vom heutigen Standpunkt aus gesehen könnten wir im kommenden Sommer bei zwei Prozent liegen.“ Damit hätte sich der Einlagenzinssatz innerhalb von einem guten Jahr mehr als halbiert. Laut einer Reuters-Umfrage unter Volkswirten wird mehrheitlich davon ausgegangen, dass die EZB dann im zweiten Quartal noch zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte vollziehen wird – und den Zinssatz dann bis Jahresende bei zwei Prozent belässt.
Diese kontinuierlichen Zinsschritte nach unten können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Währungshüter mit immensen Herausforderungen konfrontiert sind. Zwar ist Preisstabilität das einzige Mandat der EZB, doch Konjunktur und Inflation sind letztlich vielfach auch kommunizierende Gefäße. Und die Wirtschaftslage in der Euro-Zone gibt weiterhin berechtigten Anlass zur Sorge – und das mit steigender Tendenz. Denn Donald Trumps immer vehementer vorgetragenen Zolldrohungen, 25 Prozent auf Autos und andere Waren aus der EU sowie auf Stahl und Aluminium, lassen die Alarmglocken im Dauerton schrillen. Das könnte nicht nur das ohnehin kärgliche Wachstumspflänzchen verwelken lassen, sondern auch die Inflation wieder anheizen, weil eine Spirale an Zöllen und Gegenzöllen die Preise nach oben treiben könnte.