„Sobald du in den Bus steigst, bist du unter Strom. Du musst auf die Sicherheit der Fahrgäste achten und der Verkehr wird immer herausfordernder. Die Arbeitsbedingungen sind so, dass viele Kollegen das ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr schaffen“, so schildert ein Buslenker, der anonym bleiben möchte, die aktuellen Arbeitsbedingungen. Fehlende WC-Anlagen bei Haltestellen mit längeren Haltezeiten und geteilte Dienste machen österreichweit etlichen Fahrerinnen und Fahrern zu schaffen. „Wie komm ich dazu, dass ich nicht einmal ein Klo hab, und mich an einen Baum stellen soll. Und was machen unsere Kolleginnen? Für die Frauen ist es noch unangenehmer“, ärgert sich der Mann.
Nach vier gescheiterten Verhandlungsrunden, in denen die Gewerkschaft vida eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für 12.000 Buslenkerinnen und -lenker gefordert hat, wurde heute, Donnerstag, von vier bis sechs Uhr Früh österreichweit bei über 100 Busunternehmen gestreikt. Es gab punktuell Einschränkungen für die Fahrgäste. „Unverantwortlich“ für Busunternehmer wie Andreas Osinger. Doch die Gewerkschaft betont, es handle sich um einen notwendigen Schritt, „um die berechtigten Forderungen unserer Kolleginnen und Kollegen durchzusetzen“. Am 5. März werden die Kollektivvertragsverhandlungen fortgesetzt. Vor allem auch die Nachtzulagen sind ein Kernthema der Gewerkschaft vida. Ursula Heitzer, die Kärntner Landesvorsitzende, zeigt sich zuversichtlich für diesen Termin: „Wir sind hoffnungsfroh, dass wir zu einer Lösung kommen werden.“
„Die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste waren minimal, deshalb haben wir die Zeit auch so gewählt. Es war nur ein kleiner Schuss vor den Bug“, sagt Dominik Kuschei, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Klagenfurt Mobil. In Klagenfurt haben sich rund 100 Lenkerinnen und Lenker am Streik beteiligt. Kuschei stellt klar: „Es geht nicht um Geld, sondern darum, dass die Rahmenbedingungen für diesen Beruf verbessert werden.“ Schon jetzt sei es schwierig, die offenen Stellen zu besetzen. „Weil der Job nicht attraktiv ist“, sagt Kuschei. Ein Hauptproblem seien die geteilten Dienste, bei denen man in der Früh vier Stunden am Steuer sitzt, dann drei Stunden frei hat und dann noch einmal vier Stunden im Einsatz ist. „Das macht älteren Busfahrern zu schaffen und bei jüngeren leidet das Familienleben darunter“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.
Psychische Belastung
Neben den fehlenden Toiletten macht vor allem die psychische Belastung vielen seiner Kollegen massiv zu schaffen. „Jugendliche sind heute anders als noch vor 20 Jahren. Oft fehlt der Respekt. Wenn ein Fahrer in so einem Fall etwas Unbedachtes sagt, gibt es aber Beschwerden“, berichtet Kuschei. Mitunter reagieren Fahrgäste auch aggressiv, wenn der Busfahrer sie etwa auffordert, sich anzuhalten, um Stürze zu vermeiden. „Wir haben Kollegen, die sich nicht mehr getrauen, Personen im Rollstuhl beim Einsteigen zu helfen, weil es im Nachhinein Vorwürfe und Beschwerden gab“, erzählt er. Verschärft werde die Situation durch den wachsenden Verkehr und die strikte Vorgabe, den Fahrplan einzuhalten.