Andreas Osinger ist ein gemütlicher Typ. Der Geschäftsführer von Ebner Reisen in Villach hat Sitzfleisch, ist viel herumgekommen, hat viele Hürden umfahren: die Corona-Zeit, die Billig-Konkurrenz aus dem Ausland, die Spritpreise usw. Als Fachgruppenobmann in Kärnten setzt er sich für die Belange der Busunternehmen in Kärnten ein und im Zuge dessen auch für deren Lenker und Lenkerinnen. „Wir befinden uns in einem Angebotsmarkt. Wenn der Job nicht passt, ist der Mitarbeiter sofort weg, denn er hat genug andere Angebote.“

Vor dem für Donnerstag früh von der Gewerkschaft Vida organisierten Buslenkerstreik nach der vierten Kollektivvertrags-Verhandlung ohne Ergebnis möchte Osinger Stellung nehmen zu „falschen Anschuldigungen“ und „unmöglichen Forderungen“ an die Busunternehmen. „Unsere Buslenker sind doch keine Sklaven. Sonst wären viele nicht Jahre, Jahrzehnte in ihrem Unternehmen.“

„Das ruiniert die Branche“

Eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent sei bereits ausgemacht gewesen. „Aber die weiteren Forderungen der Gewerkschaft würden in Summe eine fast zehnprozentige Lohnerhöhung ergeben. Das ist für meine Branche existenzbedrohend bzw. -vernichtend“, sagt Osinger. Zehn Prozent - das sei die Umsatzrendite. „Das können wir uns speziell im Linienverkehr, wo die Mehrheit tätig ist, nicht leisten. Das ruiniert die Betriebe und würde am Ende Arbeitsplätze kosten. Ja, es kann sogar das Ende des öffentlichen Busverkehrs bedeuten.“

Unter anderem fordert die Gewerkschaft eine Ausweitung des Nachtzuschlags für die Buslenker. Derzeit wird er zwischen Mitternacht und 5 Uhr gezahlt. Gefordert wird, dass auch von 22 bis 6 Uhr „Nacht“ ist und zwar rückwirkend ab Jänner 2025. Osinger: „Weil sich die privaten Busunternehmen bekanntlich zu Verkehrsverbünden zusammengeschlossen haben und diese Landesverbände sind, ist das nicht möglich. Das Land kann ja nicht rückwirkend sein Budget ändern. Es braucht einen längeren Vorlauf dafür, wir können das nur schrittweise machen.“ Die Unternehmer haben laut Osinger 23 Uhr als Beginn der Nachtzuschlagszeit vorgeschlagen, was von der Gewerkschaft aber abgelehnt worden sei.

Lösungen für das Toilettenproblem

Zum immer wieder von den Buslenkern benannten Problem, durch die kürzeren Pausen nicht auf die Toilette gehen zu können, sagt Osinger: „Wir wissen um dieses Problem, das auch daran liegt, dass die Gasthäuser quer durchs Land nicht mehr sieben Tage die Woche geöffnet haben. Aber wir haben einerseits Abmachungen mit der ÖBB Infrastruktur, dass unsere Lenker deren Toiletten benutzen können. Andererseits bemühen wir uns auf regionaler Ebene um Abmachungen mit der Gemeinde, wie zuletzt zum Beispiel in Nötsch.“

Vida: „Unsere Forderung wird nicht ernst genommen“

Die Gewerkschaft sieht das naturgemäß anders. „Es braucht eine substanzielle Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit fairen Zulagen für die Nachtdienste und mit besseren Möglichkeiten für eine planbarere und zusammenhängende Freizeit, um mehr Zeit für Erholung und das Familienleben zu haben. Unsere Forderungen werden aber nach nicht ernst genommen. Jetzt streiken die Buslenker, weil ihnen die Arbeitgeber mit unzureichenden Angeboten keine andere Wahl gelassen haben“, sagt Vida-Bereichsleiter Markus Petritsch.