Die Branche der privaten Autobusunternehmen ringt immer noch um einen Kollektivvertrag - und bessere Arbeitsbedingungen für die Buslenker und Buslenkerinnen. Am 17. Februar ist die vierte Verhandlungsrunde anberaumt. „Sollte wieder keine Einigung erzielt werden, wird am 20. Februar gestreikt“, heißt es von der Gewerkschaft.

Betroffen von dem KV-Konflikt sind 12.000 Beschäftigte bei privaten Autobusbetrieben. Die Lage ist angespannt. In Kärnten wird die Gewerkschaft Vida die Unternehmen Postbus und Dr. Richard sogar wegen Einschränkung des Versammlungsrechtes anzeigen. Die beiden Unternehmen sollen laut Markus Petritsch, dem Vida-Bundesvorsitzenden für den Fachbereich Straße, ihre Busfahrer daran gehindert haben, an Betriebsversammlungen teilzunehmen. Seites Postbus heißt es: „Das stimmt nicht.“

Was die Arbeitsbedingungen der Buslenker betrifft, so meldet sich jetzt Soziologin Emma Dowling von der Universität Wien zu Wort. „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass der Beruf in seiner jetzigen Form viele Buslenkerinnen und Buslenker an ihre Belastungsgrenze bringt. Der Beruf muss dringend attraktiver werden“, so Dowling in einer Aussendung von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“.

Soziologin Emma Dowling: „Buslenker sind dauergestresst“
Soziologin Emma Dowling: „Buslenker sind dauergestresst“ © KK

Kaum Privatleben

Laut Dowling leiden Buslenker unter Stress und Übermüdung. Die Hälfte der Befragten kann Beruf und Privatleben kaum vereinbaren und hat laut eigener Auskunft zu wenig Zeit für Erholung, Hobbys und Familie. Die hohe Arbeitsbelastung gefährdet nicht nur ihre Gesundheit, sie belastet auch ihr soziales Umfeld. „Allein schon im Sinne der Verkehrssicherheit können übermüdete und dauergestresste Buslenker nicht im Interesse der Fahrgäste sein. Dowling: „Gute Arbeitsbedingungen im öffentlichen Verkehr sind für uns alle wichtig und sie sind entscheidend für eine sichere und klimafreundliche Mobilität.“

Vida fordert Lohnerhöhung und „echte“ Verbesserung

Die Vida fordert 3,7 Prozent Lohnerhöhung plus eine „echte“ Verbesserung im KV-Rahmenrecht. „Es geht vor allem um Abzüge aufgrund von dienstlichen Pausen, um Nachtarbeit und um Entlastungsmaßnahmen, damit man den Job wirklich bis zur Pension machen kann“, sagt Susanne Haase, Vida-Landesgeschäftsführerin in Wien. Haase wirft einzelnen Busunternehmen vor, zu wenig in die Qualifikation der Mitarbeiter zu investieren. „Stattdessen lassen sich die Arbeitgeber mittlerweile etwa bevorzugt über die Arbeitslosenversicherung sogar die Führerscheinausbildungen für die Kolleginnen und Kollegen auf Kosten der Allgemeinheit finanzieren.

Susanne Haase, Vida
Susanne Haase, Vida © KK

KV-Mindestlohn bei 2773 Euro brutto

Die Arbeitgeber halten dagegen. „Fakt ist: Die private Busbranche in Österreich bietet einen der höchsten Einstiegslöhne und attraktive Arbeitsbedingungen. Buslenker und Buslenkerinnen erhalten aktuell ein Nettoeinkommen von 2850 Euro inklusive Diäten und 3,5 Überstunden“, sagt Berufsgruppenobmann Martin Horvath, der auch Chefverhandler auf Arbeitgeberseite ist.

Martin Horvath: „Die Arbeitsbedingungen sind gut, die Einstiegslöhne hoch“
Martin Horvath: „Die Arbeitsbedingungen sind gut, die Einstiegslöhne hoch“ © Wko

Horvath verweist darauf, „dass den privaten Busunternehmen empfohlen wurde, die Löhne um 3,5 Prozent per 1. Jänner 2025 zu erhöhen“. Ebenso nennt er die jüngsten Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und zwar: Integration der Erschwerniszulage in den Stundenlohn, Übernahme der Kurskosten für die 35-stündige Weiterbildung und deren Entlohnung als Arbeitszeit, Einführung einer Zeitpauschale für Vor- und Abschlussarbeiten im Linienverkehr, Reduktion der unbezahlten Ruhepause. Die zuletzt von Vida erhobenen Forderungen würden in Summe zu einer finanziellen Mehrbelastung der Busunternehmen von mehr als zehn Prozent führen. Das wäre laut Horwath in vielen Fällen existenzbedrohend. „Die wiederholte Panikmache der Gewerkschaft schadet der gesamten Branche.“