Die Schneewette hat beim Unternehmen Hartlauer aus Steyr eine lange Tradition. Erfunden wurde sie von Senior Franz Josef Hartlauer, er verstarb im Jahr 2000, in den 1990er Jahren. Die Idee: Ein nachträglicher Rabatt für Kunden in all jenen Bundesländern, in denen es punkt mittags um 12 Uhr am 24. Dezember vor dem Rathaus in der Landeshauptstadt schneit. Bewiesen bzw. beurkundet wurde der Schnee - schon ein zartes Flockerl sollte laut Wette reichen - von der Meteorologieanstalt Zamg und einem Notar. Mittels Glücksrad wurde ermittelt, ob im „beschneiten“ betroffenen Bundesland jene Kunden mit ungeraden Kassenbon-Nummern oder mit geraden das Geld für ihre Weihnachtseinkäufe - konkret ein vorher kommunizierter Prozentanteil des Kaufpreises - zurücküberwiesen bekommen. Seit 2016 wurde die mögliche Rückerstattung sogar auf 100 Prozent des Kaufpreises angehoben.

Aufmerksamkeit durch Sehnsucht

Werbesujet für die Schneewette aus 2012
Werbesujet für die Schneewette aus 2012 © Hartlauer

1997 fand die Schneewette zum ersten Mal statt, woraufhin sie Franz Josef Hartlauer im Folgejahr als „unlauterer Wettbewerb“ untersagt wurde. Danach durfte sie wieder stattfinden. Und Nachfolger und Sohn Robert Hartlauer führte die Wette mit Unterbrechungen bis 2023 weiter. Ganz im Sinne seines Vaters, der ein genialer Marketingstratege war (“Tigern Sie zum Löwen“). Schnee ist sympathisch, weiße Weihnachten sind ein Sehnsuchtsbild und ein Gesprächsthema. Eine Wette mit den Kunden schafft Aufmerksamkeit. So wurde die Idee zu einer der erfolgreichsten Werbekampagnen jemals in Österreich.

Klimaerwärmung - Stimmungsabkühlung

Mehrere Millionen Euro wurden im Laufe der Jahre ausgespielt. Weil Hartlauer die Schneewette durch eine Versicherung abgedeckt hat, konnte sich die Optik- und Fotokette freuen, wenn es die Wette „verloren“ hatte, es schneite und die Kunden profitierten. Heuer wird die schon zur Tradition gewordene Wette ausgesetzt. Versicherungs- oder Auszahlungssummen sind jedoch nicht der Grund dafür. Im Gegenteil: Es schneit immer seltener. Dass Hartlauer die Wette durch die Klimaerwärmung immer öfter gewonnen hatte, brachte dem Unternehmen statt Sympathien zunehmendes Unverständnis der Konsumenten ein. „Das Bild, das wir aufwerfen wollen“, das Bild der weißen und monetären Glücksflocken assoziiert mit Hartlauer, „verwässert sich“, sagt ein Unternehmenssprecher. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es zahle nicht mehr in den Markenwert ein. Es sei „schief“, wenn es - so wie es im Vorjahr, im Dezember über zehn Grad hat.

Ein definitives Ende der Aktion will Hartlauer aber nicht kommunizieren. Vielleicht geht er ja die Wette in anderer Form wieder ein.