Die konjunkturelle Tristesse auf der einen, die laufenden Regierungsverhandlungen – sowohl im Land als auch im Bund – auf der anderen Seite. Das sorgt dafür, dass sich derzeit zahlreiche Wirtschaftsverbände zu standortpolitischen Nöten und Erfordernissen äußern. Der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der steirischen Wirtschaftskammer, Hermann Talowski, sieht hohen Handlungsdruck, um heimische Betriebe zu entlasten. Dabei sticht insbesondere das Thema der Lohnnebenkosten hervor. Die werden von Wirtschaftsseite seit Jahren als zu hoch eingestuft, Talowski räumt aber ein: „Angesichts der Budgetlage ist eine umfassende Senkung der Lohnnebenkosten derzeit wohl nicht umsetzbar.“
Mit unbezahlter Karenz Unternehmen entlasten
Er bringt daher ein „Hybridmodell“ ins Spiel. Dabei sollten, so der Vorschlag, „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Tag unbezahlte Karenz bei Krankenständen übernehmen. Auch das würde Unternehmerinnen und Unternehmer entlasten“. Als zusätzliche Maßnahme regt er auch die „Abschaffung des Urlaubsanspruchs während des Krankenstands“ an – sowie „die Streichung der Jahresfrist bei Langzeitkrankenständen, die Entgeltfortzahlung würde weiterhin zu 100 Prozent von der ÖGK getragen“, so Talowski, der sich eine solche Maßnahme auch zeitlich befristet vorstellen kann. „Es geht nicht darum, dass Menschen krank arbeiten gehen, überhaupt nicht.“ Es gehe aber angesichts der hohen Standortkosten, der Konjunkturmisere und der Budgetnöte darum, „pragmatische Vorschläge einzubringen – jeder und jede wird etwas beitragen müssen“. Im Vorjahr lagen die durchschnittlichen Krankenstandstage je Beschäftigten bei 15,4 Tagen.
„Steuer- und sozialversicherungsfreier Zuverdienst“
Auch eine Reform des Pensionssystems wird gefordert: „Nach 45 Beitragsjahren, nicht zu verwechseln mit Versicherungsjahren, sollten Pensionen ohne Abschläge gewährt werden, gleichzeitig könnte ein steuer- und sozialversicherungsfreier Zuverdienst im zuletzt ausgeübten Beruf ermöglicht werden.“ Das würde, so seine Überlegung dahinter, „das Pensionssystem entlasten und gleichzeitig den Fachkräftemangel verringern, indem erfahrene Arbeitnehmer weiterhin tätig bleiben könnten“.
Auch der Bürokratieabbau wird einmal mehr in den Fokus gerückt. „Eine bundesweite Erhebung zeigt, dass der Bürokratieaufwand im Gewerbe und Handwerk jährlich rund 4,2 Milliarden Euro ausmacht. Das entspricht etwa 45.000 Fachkräften, die angesichts des Fachkräftemangels anderweitig dringend benötigt würden.“ Daher sei etwa eine „flächendeckende Übertragung von Bauvorhaben anzudenken, die Genehmigungen sollten zentral von der BH erteilt werden, um Gemeinden zu entlasten“. Auch eine Digitalisierung der Behördenverfahren sollte forciert werden.