Das höhere Zinsniveau in Europa hat sich im Vorjahr auch beim heimischen Kredit- und Einlagengeschäft spürbar niedergeschlagen. So ist im Zuge gestiegener Kreditzinsen das Neugeschäft mit Wohnkrediten 2023 deutlich zurückgegangen, geht aus Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor.

In absoluten Zahlen erreichte das Volumen neu vergebener Wohnbaukredite 10,4 Milliarden Euro. Das war der geringste Wert seit 2011. 2022 waren es mit 23,2 Milliarden Euro noch mehr als doppelt so viel. Insgesamt ging das Kreditvolumen für Wohnbauzwecke im Jahresvergleich um 2,6 Prozent auf 131 Milliarden Euro zurück.

Hohe Zinsen folgten auf starkes Wachstum

Die Wachstumsdynamik in dem Bereich hat sich damit deutlich eingebremst. Das liegt einerseits am höheren Zinsniveau in der Eurozone, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen seit 2022 spürbar erhöht hat. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass das Wachstum in den rund 10 Jahren davor sehr stark war, sagte OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber am Donnerstag.

In den Jahren 2015 bis 2022 hatte es in Österreich jeweils hohe Neuvergabevolumen für Wohnkredite (im Verhältnis zum aushaftenden Bestand) gegeben, mit dem höchsten Anteil im Jahr 2021 mit 21 Prozent. Damit lag Österreich auch immer mehrere Prozentpunkte über dem Eurozonen-Schnitt. 2023 sank die Neuvergabe jedoch deutlich ab und liegt nun sogar leicht unter dem Eurozonen-Schnitt (neun Prozent).

Menschen schichten auf fix verzinste Kredite um

Der Rückgang rührt laut OeNB von den seit 2022 stark gestiegenen Kreditzinsen her. Die Verzinsung neuer Wohnbaukredite lag im Jänner 2024 im Schnitt bei 4,14 Prozent, wobei aktuell – anders als in der Vergangenheit üblich – variabel verzinste Kredite nun teurer sind als fix verzinste, sagte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik. „Die Bevölkerung hat reagiert auf das neue Zinsniveau“ und hat in den vergangenen Jahren vermehrt auf fix verzinste Kredite umgeschichtet, so Turner. 2023 waren rund 57 Prozent aller Bestandskredite fix verzinst und 43 Prozent variabel. 2018 sah die Lage noch ganz anders aus, damals waren noch rund 73 Prozent aller Bestandskredite variabel verzinst und nur 27 Prozent fix.

Nicht nur bei den Wohnbaukrediten, auch generell war im Vorjahr in Österreich ein rückläufiges Kreditgeschäft zu beobachten. 

Höhere Einlagenzinsen

Die höheren Leitzinsen schlagen sich auch auf die Einlagenzinsen nieder. Die Konditionen für Sparer haben sich durchaus vorteilhaft entwickelt, sagte Haber. Denn die Sparzinsen haben im Gleichschritt mit den EZB-Zinserhöhungen deutlich zugelegt und stehen aktuell (Jänner 2024) im Geschäft mit Neukunden bei 3,48 Prozent. Für alle Einlagen privater Haushalte liegt der Zinssatz bei 1,56 Prozent und damit über dem Eurozonen-Schnitt von 1,12 Prozent. Im Eurozonen-Ranking liegt Österreich mit seinen Einlagenzinsen auf Platz vier.