Gebannt starren die rund 120 Kinder und Jugendlichen auf die vor ihnen aufgebauten Schachbretter. Ihr Ziel: den gegnerischen König matt zu setzen. Aufmerksame Zuschauer können den ratternden Zahnrädern in ihren Köpfen beim angestrengten Nachdenken zusehen. Es ist bereits der sechste Spieltag der 21. Jugendschachmeisterschaften der Europäischen Union, als auch des 30. internationalen Jugendschach-Open der Steiermark.

122 Teilnehmende, 15 Nationen, 2 Kontinente

Bei den beiden Turnieren sind insgesamt 121 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 15 Nationen dabei. „Wir sind bei den Teilnehmerzahlen wieder auf einem Level, von vor Corona. Es spielen Kinder aus zwei Kontinenten, Europa und Afrika mit. Der jüngste Teilnehmer ist sechs Jahre alt“, freut sich Organisator und Turnierdirektor Phillip Raeke.

Das die Teilnehmenden internationale Turniererfahrung sammeln können und durch das Ferienlager abseits des Schachbretts Freundschaften schließen können, mache die Turniere in Mureck so beliebt, weiß Raeke. Generell sei der Schachsport mehr denn je im Trend: „Das liegt auch stark daran, dass über das Online-Schach, das zu Corona geboomt hat, viele zum Brett gekommen sind. Da hatten wir schon einen Vorteil gegenüber anderen Sportarten.“

Karlheinz Zelzer (GF Raiffeisenbank Mureck), Alfred Zaruba (Vizebürgermeister Mureck), Phillip Raeke (Organisator und Turnierdirektor ), Hermann Wilfling (Österreichischer Schachverband), Landtagsabgeordneter Andreas Lackner, Gerd Mitter (Präsident des Steirischen Schachverbandes) und Paul Wendl (Österreichischer Schachverband) bei der Eröffnung am vergangenen Samstag
Karlheinz Zelzer (GF Raiffeisenbank Mureck), Alfred Zaruba (Vizebürgermeister Mureck), Phillip Raeke (Organisator und Turnierdirektor ), Hermann Wilfling (Österreichischer Schachverband), Landtagsabgeordneter Andreas Lackner, Gerd Mitter (Präsident des Steirischen Schachverbandes) und Paul Wendl (Österreichischer Schachverband) bei der Eröffnung am vergangenen Samstag © Alexander De Monte

Immer mehr Mädchen entdecken Schach für sich

Auch immer mehr Mädchen hätten sich in den vergangenen Jahren für den von Männern dominierten Sport zu interessieren begonnen. Das liege auch an den vielen Initiativen, die gesetzt wurden, um speziell Mädchen anzusprechen, wie etwa eigene Mädchenschachtrainings und -kurse oder auch Mädchenturniere, erklärt Raeke. Das merkt auch Reinhold Achs, A-Trainer des Österreichischen Schachverbandes: „Schon seit einiger Zeit wollen immer mehr Mädchen diesen Sport ernsthaft betreiben und auch Turniere spielen.“

Zwischen Ferienlager und internationalen Schachpartien

Seit 20 Jahren schon trainiert Achs Kinder und Jugendliche aus ganz Ostösterreich, darunter auch Nina Eder aus Wien. Die Neunjährige ist dieses Jahr das erste Mal in Mureck und bei den europäischen Jugendmeisterschaften mit von der Partie.

Die neunjährige Nina Eder spielt nach der Turnierrunde mit Trainer Reinhold Achs noch eine Partie Schach
Die neunjährige Nina Eder spielt nach der Turnierrunde mit Trainer Reinhold Achs noch eine Partie Schach © KLZ / Ramona Lenz

Die sechste Turnierrunde hat sie schon hinter sich gebracht. „Ich habe schon zweieinhalb Punkte, die sechste Runde habe ich gerade leider verloren, aber ich kann noch immer die anderen zwei gewinnen“, zeigt sich die junge Wienerin, die dem burgenländischen Schachverein „ASVÖ Pamhagen“ angehört, weiter kämpferisch.

Neben den Turnieren habe sie besonders gefallen am Ferienlager, das neben Schach zahlreiche weitere Freizeitaktivitäten anbieten würde. „Wir waren heute auch schon klettern“, erzählt sie freudestrahlend.

Bei vielen anderen rauchen noch die Köpfe. Auch Katharina Pötscher aus Gratwein-Straßengel ist noch mitten im Schachspiel. Mit konzentriertem Blick sitzt sie einen Raum weiter vor dem Schachbrett. Es ist so still, dass man eine Stecknadel fallen hören würde. Sie wagt einen Zug, drückt auf die Uhr und trägt ihn sofort in ihr Partieformular ein. Jetzt heißt es warten, bis ihr Gegner, Lukas Putz aus Hallein, antwortet. Schon seit einer Stunde versucht Pötscher seinen König matt zu setzen – am Ende gelingt es ihr. Es ist die vierte Runde, die sie beim steirischen Jugendschach-Open in der Kategorie U18 gewinnt.

Im Gegensatz zu Nina aus Wien hat die 15-Jährige, die seit sechseinhalb Jahren Schach spielt, schon mehrmals an den Turnieren in Mureck teilgenommen: „Ich bin schon zum fünften Mal hier und habe schon letztes Jahr gesagt, dass ich wiederkommen möchte. Die Turniere und auch das Camp haben mir jedes Jahr Spaß gemacht. Außerdem kenne ich die Trainer schon alle“, erzählt sie später. Ob Katharina und Nina am Ende des Turniers einen Pokal mit nach Hause nehmen werden, steht noch nicht fest, aber eines wissen die beiden mit Sicherheit: "Nächstes Jahr wollen wir wieder dabei sein."