Schach boomt - vor allem international. Das zeigen die Zugriffszahlen auf chess.com, der größten Plattform für Onlineschach. Das zeigt auch die Vielzahl an Youtube-Videos, die täglich über Schach veröffentlicht werden. "Es gibt nach der Pandemie wieder leichte Zuwächse, was die Vereinsspieler betrifft", sagt der Steirer Walter Kastner, Generalsekretär beim Österreichischen Schachbund (ÖSB).

Mario Schachinger, Kadertrainer der Talente in der Steiermark, geht sogar einen Schritt weiter: "Im Vergleich zu vielen anderen Sportarten sind wir tendenziell die Gewinner der Pandemie", sagt er. Die Corona-Regelungen im Spitzensport haben das Schachspiel nie eingeschränkt. Sportler und Mitarbeiter sind nicht in die Regelung gefallen. "Und auch wenn wir es uns anders wünschen würden: Zuschauer waren noch nie unser Problem", sagt Schachinger lachend.

Queens Gambit und YouTube helfen

Die Herangehensweise des ÖSB zu Pandemiebeginn: "Uns war klar, wir müssen rasch reagieren", sagt Kastner. Eine Online-Meisterschaft war schnell organisiert. Mehr als 800 Teilnehmer haben online den Blitz-Staatsmeister gesucht. Also wesentlich mehr Teilnehmer als jetzt, bei der Staatsmeisterschaft im Blitz- und Schnellschach, die im Rahmen der Sports Austria Finals ausgetragen werden. Mario Schachinger, Internationaler Meister und Trainer der steirischen Talente, geht einen Schritt weiter: "Viele arrivierte Spieler haben aufgehört, oder spielen viel weniger. Aber neue Spieler haben angefangen, die online auf Schach gestoßen sind und das spannend finden."

Da half freilich die Netflix-Serie "Queens Gambit". Da helfen auch die zahlreichen Videos auf YouTube. Die sind für den Kadertrainer Fluch und Segen zugleich: "Der Vorteil ist, dass sich die Jugendlichen automatisch mehr mit Schach beschäftigen, das kann nicht schlecht sein", sagt Schachinger. Der Nachteil: "Nicht alles, was da präsentiert wird, ist seriös."

Digitales Training startete mit Pandemie-Beginn

Deswegen haben Schachinger und seine Trainerkollegen in der Steiermark frühzeitig zu Pandemiebeginn die Initiative ergriffen: Als die Schule im April 2020 noch mit der Digitalisierung gehadert hat, hat das Schachtraining für die größten steirischen Talente bereits wieder Fahrt aufgenommen. "Wir konnten unser Datenmaterial und unsere Übungen zeitnah bereitstellen, weil ohnehin alles digital ist." Und die Spieler haben sich auch gut weiterentwickelt: Einerseits, weil sie lernen mussten, selbstständiger zu werden. Außerdem: "Spieler und Trainer hatten ein deutliches Maß an Mehrzeit", sagt Schachinger.

Und die Jugendlichen hatten mit der Tatsache, ihre Wettkämpfe nicht am Brett austragen zu können, kein Problem - da hat es die Spieler über 30 Jahren härter getroffen. "Die Jugend ist es gewohnt, am Bildschirm zu trainieren und zu spielen", sagt Schachinger. Das ist mittlerweile auch bei den Weltbesten zu erkennen: Ding Liren und Ian Nepomniaschtschi haben sich bei der Weltmeisterschaft lange Zeit in den Ruheraum zurückgezogen, wo die aktuelle Stellung auf einem Computer zu sehen war. "Ich selbst bin am Brett wesentlich besser", sagt Schachinger. Und obwohl er selbst kaum noch spielt, hätte er sich in Graz bei der Staatsmeisterschaft im Blitz- und Schnellschach gerne ans Brett gesetzt. Eine Terminkollission macht es aber unmöglich: In Kärnten findet zeitgleich die Österreichische Meisterschaft der U12 und U14 statt.

In Graz jubelte Konstantin Peyrer über den Staatsmeistertitel im Blitzschach (3 Minuten + 2 Sekunden pro Zug). Am Samstag ab 10 Uhr wird der Staatsmeister im Schnellschach ermittelt. 10 Minuten mit fünf Sekunden Zuschlag pro Zug dürfen beide Spieler überlegen.