Eigentlich war Herr M. ja wegen eines grippalen Infekts bei seinem Hausarzt. „Ich habe schlecht Luft bekommen“, erklärt der 50 Jahre alte Südburgenländer. „Als ich mich zum Abhören nach vorne gebeugt habe, meinte der Arzt dann aber, dass mit meinem Bauch etwas nicht in Ordnung ist und hat mich zum Ultraschall geschickt.“
Was der Mann zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: In seinem oberen Bauchraum wucherte ein sogenanntes „Teratom“ – ein Keimzellentumor in der Größe von 30 Zentimetern. Zum Vergleich: ein sechs Monate alter Embryo hat in etwa diese Größe. „Der Bauch war massiv vergrößert, es sah wirklich aus wie bei einer Schwangerschaft“, erklärt Peter Kornprat, Leiter der Chirurgie in der Klinik Oberwart.
Video: Arzt erklärt seltene Tumor-Form
„Keimzellen sind die ursprünglichen Zellen im Körper, aus denen unter anderem Haare und Zähne entstehen. Und dieser Tumor hatte auch Haare und Zähne“, führt Kornprat weiter aus. Eine seltene Tumor-Form bei Männern, bei Frauen kämen sie hingegen häufiger vor, dann vor allem im Bereich der Eierstöcke, so der Arzt.
Kurze Zeit nach der Ultraschalluntersuchung bekam Herr M. starke Bauchschmerzen und landete schließlich in der Klinik Oberwart, wo man den Tumor entdeckte. „Ich glaube, dass der Druck beim Ultraschall die Bauchschmerzen ausgelöst hat“, erinnert sich der Patient, der sich damals wegen seiner ohnehin schon „stärkeren Statur“ keine Gedanken um seinen zunehmenden Bauchumfang machte.
Komplizierte und gefährliche Nachbarschaft
„Der Tumor war zwar gutartig“, erklärt Peter Kornprat. „Aber wir mussten auf jeden Fall operieren, weil die Gefahr bestand, dass er platzt. Außerdem hat der Tumor bereits andere Organe verdrängt.“ Diese komplizierte und auch gefährliche Nachbarschaft erschwerte den Eingriff.
Arzt hat bereits 2018 elf Kilo schweren Tumor entfernt
„Der Tumor lag zwischen Leber, rechter Niere, großer Körperschlagader und Dickdarm. Die Operation war eine große Herausforderung für uns“, erklärt der gebürtige Kärntner, der zuvor am LKH-Uniklinikum Graz tätig war. 2018 entfernte er hier bereits einen elf Kilo schweren Tumor aus dem Bauchraum eines Patienten.
Die Frage, wie lange ein Tumor wächst, um so eine Größe zu erreichen, sei schwer zu beantworten, so der Primar. „Es kann sein, dass er in kleinerer Form schon über Jahre hinweg da war und zuletzt über Wochen oder Monate rapide schnell gewachsen ist.“
Am 4. Dezember entfernte Peter Kornprat gemeinsam mit Oberarzt Thomas Niernberger und Laura Schermann, Medizinstudentin im Turnusjahr, den zystischen Tumor in einer zwei Stunden andauernden Operation. „Als ich nach der OP wach wurde und meine Beine bewegen konnte, wusste ich, dass alles gut ist“, erklärt Herr M. strahlend. Wieso er genau auf diesen Umstand besonders geachtet hat? „Das sagen die Ärzte in der Serie ,In aller Freundschaft‘ auch immer – und die schau ich ja so gerne.“
Bereits fünf Tage nach dem Eingriff konnte der Patient die Klinik verlassen. Eine circa 25 Zentimeter lange Narbe, die längs über den Bauch des 50-Jährigen führt, bleibt als Erinnerung an die komplizierte Operation. Und auch die Kleidung, die derzeit noch schlabbert. „Ich habe viel abgenommen, aber ich bin wirklich froh, dass alles gut gegangen ist“, so Herr M., der nun einmal im Jahr zur Kontrolle in die Klinik Oberwart kommen muss.