Wer im Einkaufszentrum Arena am Waldfeld in Fohnsdorf die letzten Weihnachtsgeschenke besorgt, dem dürfte diese Großbaustelle nicht verborgen geblieben sein. In der Arena West wird der ehemalige Zielpunkt-Markt abgetragen, nur die Grundmauern erinnern noch an den Discounter. Der Grund für den Bau ist ein ungewöhnlicher: Im größten Einkaufszentrum der Obersteiermark entstehen Wohnungen.

Wohnen mitten im Einkaufszentrum? „Das ist in Österreich einzigartig“, sagt „Arena“-Manager Werner Gruber nicht ohne Stolz. Der Wohnbau ist seiner Idee entsprungen, sowohl der Bau als auch die Finanzierung und die Vermietung der Wohnungen erfolgt direkt über die Arena. Konkret geplant ist ein dreigeschossiger Bau, mit einer Handelsfläche im Erdgeschoss (der Mieter wird noch nicht bekannt gegeben). Im ersten und zweiten Stock entstehen rund 20 Wohneinheiten mit 50 bis 75 Quadratmeter. Alle Wohnungen sollen über Terrassen nach Osten und Westen verfügen, sie werden möbliert vermietet und sind an das Fernwärmenetz angeschlossen.

„Es ist allgemein bekannt, vor welchen Herausforderungen der stationäre Handel steht. Als Einkaufszentrum müssen wir uns weiterentwickeln“, erzählt Gruber von den Hintergründen des ungewöhnlichen Bauprojekts. „Der Internethandel, und vor allem die zwei bekannten chinesischen Großhändler, setzen uns massiv zu. Es wird nicht leichter. Also müssen wir die ,Arena‘ breiter aufstellen.“ Mit der Libro-Filiale wird Ende des Jahres ein Arena-Urgestein schließen, es gibt bereits Gespräche mit möglichen Nachmietern. Auch die leerstehende Depot-Fläche soll neu belebt werden. Neu ist indes ein Görtz-Schuh-Pop Up Store in der Arena Ost. Kleinere Flächen suchen noch Nachmieter.

Blick auf die Baustelle

Seit mehr als fünf Jahren wird an der Umsetzung des Wohnbaus gearbeitet. Nicht ohne Probleme: „Wenn ich einen Wunsch ans Christkind formulieren könnte, dann dass die Raumordnung die Rahmenbedingung anpasst. Die Politik spricht davon, Altbestand zu revitalisieren, aber in der Praxis mussten wir kämpfen.“ Mittlerweile liegen aber alle Gutachten vor, die Baugenehmigung ist erteilt. Bis Juni sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.

Eine erste Ankündigung des Projekts sorgt in sozialen Medien indes für Häme: „Wer will denn dort wohnen?“, ist vielfach zu lesen, vor allem die nahe Autobahn wird ins Treffen geführt. Werner Gruber kontert gelassen: „Die Nachfrage nach den Wohnungen ist groß, wir haben schon Vormerkungen von Jung und Alt.“ Ein Lärmgutachten liegt ebenfalls vor, „da passt alles“. Gedacht sind die Wohnungen für alle jene, die eine gute Infrastruktur schätzen. „Ältere Menschen, die kein Auto haben, Junge, die gerne zentral wohnen. Wir haben aber auch Interessenten, die selbst in der Arena arbeiten, und nicht weit fahren wollen“, so Gruber. Leistbares Wohnen sei das Ziel, mit konkreten Preisen will man erst im kommenden Jahr an die Öffentlichkeit gehen.

Wird das Projekt gut angenommen, könnten auch weitere Gebäude des Einkaufszentrums aufgestockt werden - „überall dort, wo wir in Sachen Lärm im Normbereich liegen“. Werner Gruber denkt noch weiter: „Unser Vorbild ist ein funktionierender Stadtkern von früher. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern alles bieten, was es früher in Städten gab. Also denken wir in alle Richtungen.“ So soll schon bald die Gastronomie in der „Arena“ verstärkt werden, betreutes Wohnen und Büroflächen sind angedacht. „Wenn wir es nicht probieren, werden wir es nie wissen, ob es klappt“, so Gruber.