„Ich bin berufstätig, damit ich rechtzeitig in die Arbeit komme, muss ich jeden Tag um 6.30 Uhr von daheim wegfahren“, erzählt Jürgen Paier. Was nach einem Tagesablauf klingt, wie ihn zigtausende Steirerinnen und Steirer jeden Tag erleben, ist für den Grazer eine ziemliche Herausforderung. Paier sitzt im Rollstuhl. Konnte er sich bis vor Kurzem noch selbst auf den Fahrersitz hieven, braucht er dafür mittlerweile einen Lift. Die Apparatur befördert auf Knopfdruck den Rollstuhl, der auf der Rückbank liegt, seitlich vor das Auto und unterstützt den Grazer dabei, seinen Platz hinter dem Lenkrad einzunehmen. Dann macht er sich auf den Weg von seiner Wohnung in St. Peter zu seinem Arbeitsplatz in der Grazer Innenstadt.
Unlösbares Problem bei Schnee und Eis
Der Lift erleichtert Paiers Leben – und stellt ihn gleichzeitig vor ein neues, großes Problem. „Ich habe dafür ein größeres Auto gebraucht. Damit komme ich leider nicht in die Tiefgarage in meiner Wohnanlage. Sie wurde zu einer Zeit gebaut, als Autos wesentlich kleiner waren, die 90-Grad-Kurve ist für mich jetzt nicht mehr schaffbar“, erzählt er. Auf dem zusätzlich angemieteten Tiefgaragenplatz parkte er bisher, wenn es regnete oder schneite. Nun bleibt ihm, auch bei Schlechtwetter, nur der Parkplatz, der ihm von der Hausverwaltung im Freien zugewiesen wurde. „Eiskratzen oder das Auto vom Schnee befreien ist für mich aber unmöglich. Auch bei Regen bin ich jetzt aufgeschmissen, weil es mit dem Lift etwa zehn Minuten dauert, bis ich im Auto sitze“, erklärt er.
Keine Genehmigung für Überdachung
Die Lösung, die ihm vorschwebt, damit er auch bei Schlechtwetter und Schnee sein Auto benutzen kann: Paier möchte den Parkplatz im Freien überdachen. Bei der Wohnbaugenossenschaft blitzt er damit ab. Der Grund, den man dafür auch der Kleinen Zeitung gegenüber anführt: „Der Behindertenparkplatz, den Herr Paier nutzt, kann von jedem mit entsprechendem Ausweis genutzt werden. Die Errichtung eines Carports auf einer Allgemeinfläche können wir nicht genehmigen.“ Anders sieht das der Betroffene: Ich konnte den Parkplatz, der ursprünglich meiner Wohnung zugewiesen war, gegen einen breiteren tauschen, der später als Behindertenparkplatz ausgewiesen wurde. Wie kann der Platz Allgemeinfläche sein, wenn ich dafür Miete bezahle“, fragt er sich.
„Noch viel zu tun“
Jürgen Paier wünscht sich eine Lösung, die es ihm erspart, aus der Wohnung auszuziehen, die er mit großem finanziellen Aufwand rollstuhlgerecht adaptiert hat. Und er ist damit nicht allein, wie Wolfgang Palle, Beauftragter für Menschen mit Behinderung in der Stadt Graz, unterstreicht. „Wenn es um Wohnanlagen geht, ist im Baugesetz leider nur geregelt, wie viele Parkplätze für Menschen mit Behinderung errichtet werden müssen“, kritisiert er. „Oft verschwinden diese später, werden verkauft oder es gibt zu wenig davon“, hat Palle festgestellt. Einen Anspruch auf einen barrierefreien Parkplatz in der Nähe des Wohnungseingangs gibt es nicht, von einem „trockenen“ Parkplatz, wie ihn Paier brauchen würde, um weiter selbstbestimmt zu leben, ganz zu schweigen. „In dem Bereich ist noch viel zu tun“, unterstreicht der Experte. Ein entsprechendes Schreiben dazu hat er bereits in der Schublade. Sobald die neue Regierung ins Arbeiten gekommen ist, will er das Anliegen im Namen des Grazer Beirats für Menschen mit Behinderung dort deponieren.