Der Goldschatz im Hasenstall sei das Ziel gewesen, ein nächtlicher Einbruch in das Münzenversteck einer wohlhabenden Dame der Plan. So schildert der mutmaßliche Haupttäter (23) am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht, wie es im Dezember 2022 zu einer Home-Invasion in in einem abgelegenen Haus in Stattegg bei Graz gekommen war. Der Brasilianer sitzt aber nicht als Beschuldigter vor dem Schöffensenat, sondern als Zeuge. Und mit seiner umfassenden Aussage überrascht er die Verteidiger der vier Angeklagten, deren Strategie mit jedem seiner Worte ein Stück mehr zerbröselt.

"Ich will reinen Tisch machen", erklärt der Mann, nach dem die Raubermittler des Landeskriminalamts sogar mit Foto fahnden ließen. Erst tags zuvor ist er aus seiner Heimat eingeflogen und erstmals von der Polizei einvernommen worden. Nun schildert er dem Gericht, wie ein geplanter Einbruch völlig aus dem Ruder lief und zum Raubüberfall wurde. "Wir wollten nicht, dass die Frau involviert wird", betont der Zeuge. Ihm sei vom Tippgeber versichert worden, dass an diesem Dienstagabend weder die Besitzerin noch ihr Sohn zu Hause sei. Doch dann stand plötzlich die 55-jährige Bewohnerin auf der Treppe. Die Eindringlinge fesselten sie mit Kabelbindern und Klebebändern an einen Sessel.

"Alle auf Koks"

"Es tut mir leid, aber wir brauchen das", habe er zu der geschockten Frau gesagt, als er und seine beiden Mittäter sich eineinhalb Stunden lang erfolglos am Tresor im Abstellraum zu schaffen machten. An den Code für das Schloss konnte sich die 55-Jährige in der Aufregung nicht mehr erinnern. Wehgetan habe man ihr nie, versichert der Brasilianer. "Wir haben sie angegriffen, als ob wir sie über die Straße begleiten würden." – "Sie hätten sofort umdrehen können, als sie merkten, dass jemand im Haus ist", entgegnet die Richterin. – "Wissen Sie, wir waren alle auf Koks, haben das Geld gebraucht ..."

"Zugeballert" mit Kokain seien sie damals zum Tatort gefahren, schildert der 23-Jährige – er, sein tschetschenischer Mittäter (29) und ein Komplize (28), der beim Abtransportieren des Tresors samt Bargeld und Schmuck half. Die größere Beute machten sie ohnehin im Hasenstall: Kiloweise Gold- und Silbermünzen wurden aus einem Loch hinter den Holzbrettern hervorgefischt. Das Versteck kannte der Brasilianer bereits. Gezeigt hat es ihm Wochen vor der Tat ein 57-jähriger Kroate, ein enger Vertrauter des Raubopfers. Mit dessen Sohn (28) war der Brasilianer einst in die Berufsschule gegangen. Jetzt sitzen sie alle auf der Anklagebank.

Perfider Coup

In dem Vater-Sohn-Duo sieht Staatsanwalt Hansjörg Bacher die eigentlichen Drahtzieher eines perfiden Coups. Der Tatplan habe sogar vorgesehen, dass die Eindringlinge ungewollt auf die Hausbesitzerin treffen, die gewalttätige Eskalation sei in Kauf genommen worden. So würde der Verdacht nicht auf den Kroaten fallen, der den Hasenstall samt Versteck einst gebaut hat. Der 57-Jährige und sein Sohn seien daher als Bestimmungstäter zum Raub zu verurteilen und nicht bloß als "Tippgeber".

Dem folgt schließlich auch der Schöffensenat. Die Urteile (nicht rechtskräftig): Die beiden unmittelbaren Täter, die den Überfall im Haus verübt hatten, fassen für Raub acht bzw. sechs Jahre aus, der Kroate (57) acht Jahre und sein Sohn wiederum vier Jahre Freiheitsstrafe. Ihre Geständnisse (zum Einbruchsdiebstahl) und entschuldigenden Worte am Ende des Prozesstages kamen zu spät.

"Das war ein Geständnis", verweist Staatsanwalt Bacher auf den Brasilianer, der mit seiner Aussage noch einmal Dynamik in den Prozessverlauf brachte. Das Verfahren gegen den 23-Jährigen läuft gesondert. Bereits in der Vorwoche sind vier Beitragstäter verurteilt worden.