Die Täter waren offenbar bis ins letzte Detail informiert, bevor sie am Dienstagabend in Stattegg bei Graz zuschlugen. Ihr auserwähltes Opfer, eine 55-jährige Frau, befand sich alleine in dem Einfamilienhaus im Ortsteil Eichberg, das sie eigentlich mit ihrem Sohn bewohnt. Und sie wussten, dass es dort etwas zu holen gab.

Vier dunkel gekleidete und mit Sturmhauben maskierte Männer drangen kurz vor 20 Uhr in das Haus ein, überwältigten die völlig perplexe Bewohnerin und fesselten sie mit Kabelbindern und Klebeband an einen Sessel. Energisch forderten die Eindringlinge den Code für den Safe, dessen Standort sie bald herausgefunden hatten. Doch im Schock brachte die 55-Jährige die richtige Zahlenkombination nicht über ihre Lippen.

Winkelschleifer ausgepackt

Irgendwann sahen es die Deutsch mit Akzent sprechenden Männer ein, dass sie nur mit Brachialgewalt an den Tresor kommen. Auch darauf waren sie vorbereitet: Mit einem mitgebrachten Winkelschleifer ("Flex") schnitten sie den 300 Kilo schweren Tresor aus der Verankerung und verluden ihn in einen weißen Kleintransporter. Doch das Martyrium der 55-Jährigen war noch nicht zu Ende. Die Räuber nahmen sich noch die Zeit, das ganze Haus nach Wertsachen zu durchsuchen.

Erst nach rund eineinhalb Stunden verschwanden die Eindringlinge. Ein Zeuge sahen den weißen Kastenwagen durch das Ortszentrum in Richtung Süden davonfahren. Dann verliert sich die Spur.

Flucht zum Nachbarn

Der 55-Jährigen gelang es irgendwie, mit einem Kugelschreiber die Fesselung zu lockern und sich zu befreien. Dann flüchtete sie zu einem Nachbarn, der sofort die Polizei alarmierte. Seitdem ermittelt die Raubgruppe des Landeskriminalamts auf Hochtouren.

Das Opfer blieb äußerlich zwar unverletzt, aber schwer schockiert zurück. Sie konnte den Ermittlern aber schildern, dass sie einen albanischen Akzent herausgehört haben will. Der sei ihr von Bekannten geläufig. Auch sei einer der Räuber recht korpulent, ein anderer wieder recht schmächtig gewesen. Sie trugen Trainingshosen, waren dunkel gekleidet.

Hintergrundwissen

Aus „ermittlungstaktischen Gründen“, wie es heißt, wartete die steirische Polizei noch einen Tag zu, um mit der spektakulären „Home Invasion“ an die Öffentlichkeit zu gehen. Oftmals in solchen Fällen gibt es einen Bezug zwischen Opfern und Tätern, was auch das große Hintergrundwissen erklärt. Vor etwas mehr als einem Jahr überlebte eine Frau in Eggersdorf einen ähnlichen Überfall nur knapp. Dort gab es sogar ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen einem der Täter und dem Opfer. Die beiden Männer wurden im Sommer zu lebenslanger Haft verurteilt.

Hinweise zu den Tätern nimmt der LKA-Journaldienst entgegen: 059133 60 - 3333.