Über 25 Jahre war die neue Koralmbahn in Bau. Eines der komplexesten Bauvorhaben in der jüngeren Geschichte des Landes wird Mitte Dezember in den Regelbetrieb gehen: Dann feiern nicht nur Fahrgäste und die rund 5500 Menschen, die an der Errichtung der 200 Kilometer langen Bahnstrecke beteiligt waren. Auch bei den Hereschwerken werden die Korken knallen – schließlich steuerten die Wildoner Elektrotechnik-Spezialisten wichtiges Know-how für den umfangreichen Streckenausbau bei.

„Wir haben auf den Zulaufstrecken zum Koralmtunnel auf steirischer und Kärntner Seite die Bahnausstattung und Energieversorgung geplant und installiert. Dafür haben wir ein System verwendet, das uns sämtliche Prozessschritte digital abwickeln ließ“, sagt Markus Kühlmayer, der Geschäftsführer der Hereschwerke. Kaum ein Stück Papier wechselte bei dem Projekt den Besitzer: Von der Planung über den Einkauf bis hin zur Dokumentation der fertigen Streckenabschnitte lief die Arbeit zu 90 Prozent über digitale Endgeräte ab.

Das beschleunigte die Abläufe und machte den Baufortschritt flexibler bei kurzfristigen Änderungen, so Kühlmayer: „Früher ging viel Zeit dabei verloren, wenn ein Bauplan umgezeichnet werden musste und in Papierform auf die Baustelle geschickt wurde. Heute machen wir die Änderungen am 3D-Modell im Computer und auf Knopfdruck sind die neuen Pläne bei den Arbeitern vor Ort.“ Vor allem bei Großvorhaben wie der Koralmbahn könne diese Flexibilität einiges an Zeit und Kosten einsparen, so der Firmenchef und spricht vom „Ende der Zettelwirtschaft auf der Baustelle“.

Mit der Eröffnung der Koralmbahn ist die Arbeit für die Hereschwerke aber nicht zu Ende: Teil des ausgeklügelten digitalen Planungssystems ist die detaillierte Dokumentation aller Arbeitsschritte und verbauten Teile. „Das ist besonders bei kritischer Infrastruktur wie der Bahn von großer Bedeutung, weil bei Schäden oder Störungen die Reparaturen möglichst schnell abgewickelt werden müssen. Mit dem digitalen Abbild der Bahnstrecke lassen sich benötigte Ersatzteile in Windeseile identifizieren und bestellen“, sagt Kühlmayer.

Service, Wartung und Instandhaltung zählt zu den weiteren Kernkompetenzen der Hereschwerke, die nach wie vor die elektrotechnische Ausstattung von Großbauten wie dem neuen Campus der Meduni oder dem Hauptbahnhof Graz betreuen. Aber auch große Industriebetriebe setzen auf das Know-how aus Wildon, das unter anderem in der Pharmabranche oder in der Kunststoffproduktion zur Anwendung kommt. Großbetriebe setzen aber noch auf eine andere Kompetenz der Hereschwerke – eine, die sie zurück zu den Wurzeln des einstigen Energieversorgers führt. 1902 bauten die Hereschwerke ein Wasserkraftwerk in Wildon und wurden so zu Pionieren der Stromerzeugung in der Region. Heute liefern die Hereschwerke weiterhin Strom – zwar nicht mehr als Versorger, dafür aber als Errichter von großen Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von mehreren Megawatt.

„Für solche Anlagen bieten wir ein Energiemonitoring-System, das die Effizienz der Stromerzeugung überwacht und bei Problemen Optimierungspotenzial aufdeckt. Über die Wettervorhersage kann es auch den Ertrag prognostizieren. Schlechte Verbindungen zwischen den einzelnen Paneelen spüren wir mittels Drohnen auf, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind“, sagt Kühlmayer.

Markus Kühlmayer, Geschäftsführer der Hereschwerke