Josef Zollneritsch wirkt erschöpft. Müde, aber wach. Gefasst, aber tief betroffen. Er spricht mit leiser Stimme, überlegt. Der Leiter der Schulpsychologie der Bildungsdirektion Steiermark und seine gut 25 Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Tagen Dinge erlebt, „die alles übersteigen, was ich je für möglich gehalten hätte“. Es ist der schwerste Einsatz seines Lebens – das sagt er ohne Pathos, aber mit einer Schwere, die man in jedem Satz spürt. In einem kargen Raum im Nebengebäude der Helmut-List-Halle, wohin Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern seit Tagen kommen, um über das Unfassbare zu sprechen, nimmt er sich Zeit für das Gespräch. Zwischen improvisierten Beratungsräumen werden Programme angeboten, die helfen sollen, das Erlebte zu verarbeiten – Musik, Kunst, Gespräche. Inmitten dieses Ausnahmezustands ringt ein erfahrenes Team um Halt – und manchmal auch um Fassung.
Nach Amoklauf
Schulpsychologe Zollneritsch: „Wir arbeiten in einem Trümmerfeld der Seelen“
Interview.
Josef Zollneritsch ist Leiter der Schulpsychologie der Bildungsdirektion Steiermark. Nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse koordiniert er die psychologische Krisenintervention.
© Jürgen Fuchs