Es ist erst drei Jahre her, als Österreichs Weitenjäger bei der Tournee 2017/18 nach dem Finale in Bischofshofen erstmals seit 40 Jahren ohne Podestplatz und ohne einen Athleten in den Top zehn der Endabrechnung dastanden. Nun droht sich dieses Dilemma erneut zu wiederholen: Vor dem Dreikönigsspringen am Mittwoch im Pongau flogen die ÖSV-Adler beim bisherigen 69. Schanzen-Spektakel konstant am Podium vorbei und Philipp Aschenwald liegt im Gesamtklassement als bester Österreicher gerade mal auf dem neunten Platz – Tendenz fallend.

Trotzdem – oder gerade deswegen – geben sich die Österreicher vor Bischofshofen, wo heute (16.30 Uhr) die Qualifikation steigt, nochmals kämpferisch. „Ich freu mich drauf, wir kennen die Schanze durch das viele Training im Sommer dort in- und auswendig. Wir können dort um den Sieg mitspringen, aber wir können es nicht erzwingen“, sagt Stefan Kraft, der sich nach seiner Rückenblockade „immer besser“ fühlt, am gestrigen Ruhetag nach eigenen Angaben aber die „Altersheimvariante“ gewählt hat: „Ich bin nur etwas spazieren gegangen."

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Seine Erklärung zum bisherigen Tournee-Abschneiden des ÖSV-Teams? „Wir sind alle nicht zufrieden, wie es gelaufen ist. Aber wir hatten im Vorfeld viel Pech – auch mit dem Corona-Virus. Daher haben wir jetzt noch nicht den Lauf wie andere Nationen“, sagt Kraft, den sein Rücken noch länger beschäftigen wird. Zwar wird der 28-Jährige am Freitag, wenn es in Titisee-Neustadt mit dem Weltcup weitergeht, noch dabeisein, „dafür aber die nächste Station in Zakopane auslassen und die elf Tage Pause zur Regenartion nützen.“ Auch im Februar wird Kraft nochmals einen Weltcup sausen lassen – sein gesamter Fokus ist nun voll auf die WM in Oberstdorf (ab 23. Februar) ausgerichtet.

Huber: "Ich muss jetzt nicht alles umschmeißen"

Und was sagt Daniel Huber, im Gesamtweltcup als Zehnter bester Österreicher? „Ich habe mir mehr vorgenommen und erhofft. Vielleicht bin ich daher übermotiviert in die Tournee gegangen und wollte es dann zu sehr mit der Brechstange. Aber ich habe heuer schon sehr gute Wettkämpfe mit zwei Podestplätzen gezeigt und muss jetzt nicht alles umschmeißen, sondern nur geduldig dranbleiben. Es kommt irgendwann alles zurück – vielleicht schon in Bischofshofen.“

Der nordische ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher zeigte sich mit dem Abschneiden der heimischen „Adler“ auf dem Bergisel grundsätzlich zufrieden. „Natürlich waren die Platzierungen etwas enttäuschend, ein achter und neunter Platz sehen jetzt nicht so gut aus. Aber, wenn man sieht, wie diese zustande gekommen sind, schätzt man die Leistungen umso mehr.“ So hätten Stefan Kraft nur fünf Punkte auf das Podium gefehlt.

Stecher: "Derzeit fehlt es an Konstanz"

Apropos Podium – warum man diesem bei der Tournee seit Bischofshofen 2019 (Platz zwei für Kraft) vergeblich nachhüpft? „Derzeit fehlt bei allen die Konstanz. Sie wollen im Wettkampf zulegen, doch das funktioniert so nicht.“ Dass der Mannschaft derzeit ein Leitwolf, der mit seinen Erfolgen die anderen mitreist, fehlen würde, glaubt der Steirer nicht. „Wir müssen wieder den Weg finden, den wir zu Beginn der Saison eingeschlagen haben. Schaffen wir das, können wir eine der besten Mannschaften haben.“ Eine bald möglichste Rückkehr auf das Podium sei nun das Ziel. „Dafür arbeiten wir jeden Tag. Doch ist es im Augenblick bei der unglaublichen Dichte an der Spitze nicht so einfach, das zu erreichen.“