Der Sprung ins neue Jahr ist Österreichs Skispringer auch 2020 nicht gelungen. Die bis dahin überzeugenden Stefan Kraft und Philipp Aschenwald schwächelten beide beim Neujahrsspringen – die entscheidenden Duelle um den Sieg der 68. Vierschanzentournee finden in Österreich ohne Österreicher statt.

"Der Tourneesieg ist jetzt natürlich nicht mehr möglich", sagte Cheftrainer Andreas Felder, nachdem die Tournee-Träume wieder einmal auf der Anlage von Garmisch-Partenkirchen zerplatzten. Auch wenn Felders Schützlinge, anders als in den vergangenen zwei Jahren, zu Beginn dieser Saison immer wieder groß aufgezeigt hatten – am Neujahrstag werden die Österreicher auf der Olympiaschanze fast schon verlässlich zu Statisten degradiert.

"Aus ist's, wenn's aus ist"

Dieses Mal nahmen die gut gelaunten 21.000 Zuschauer – Lokalmatador Karl Geiger agierte als Zweiter weiter in Hochform – eher Notiz davon, wie mit Marius Lindvik ein neuer, norwegischer Stern aufging. Und wie Titelverteidiger und Leader Ryoyu Kobayashi auch schwierige Windverhältnisse übersprang und die Führung in der Gesamtwertung vor Geiger behielt.

"Der Karli und der Kobayashi springen brutal stark und ich glaube nicht, dass die noch einzuholen sind", sagte Kraft und meinte damit in erster Linie sich selbst. Kobayashi nahm dem Salzburger bisher 19 Meter, also durchschnittlich fast fünf Meter pro Sprung ab. "Die Gesamtwertung ist sehr weit weg", wusste Kraft nach Durchschnittsversuchen auf 129 und 131 m. "Es wird sehr schwierig, aber aus ist's, wenn's aus ist."

Konstant Inkonstant

Eine Aufholjagd scheint nicht nur aufgrund der beständigen Konkurrenz unwahrscheinlich. "Es ist schade, dass wir unsere Leistungen zu wenig konstant abrufen können. Da müssen wir schauen, dass wir die Lockerheit wieder reinbringen", sagte Mario Stecher, der Sportliche Leiter der Springer. "Wichtig ist, dass wir nach wie vor an unsere Stärken glauben, die jeder einzelne von den Burschen schon gezeigt hat. Daran werden wir uns aufrichten und am Bergisel wieder ums Podium mitkämpfen."

Der Ruhetag am Donnerstag kam den verschnupften Athleten nur gelegen. "Ich werde mich ausrasten, dass ich wieder gescheit Energie hab und vielleicht ist dann noch das Stockerl drin", meinte Kraft. Er verzichtete wie die ebenfalls erkälteten Gregor Schlierenzauer und Michael Hayböck auf das eigentlich geplante Spaß-Eisstockschießen.

"Bitterster Tag dieser Saison"

Die Stimmung war sowieso schon einmal besser. Schuld war wieder der verflixte Bakken von Garmisch. "Es war vorheriges Jahr schon schwierig", erinnerte Felder an Hubers 15. Rang als bester Österreicher, "heuer hat es besser ausgeschaut. Trotzdem ist es nicht so gegangen." Er konnte nur rätseln. "Normalerweise dürfte auf dieser Schanze keiner von unseren Springern Probleme haben." Dennoch erlebten die ÖSV-Adler den "bittersten Tag für uns als Team in dieser Saison", wie Michael Hayböck festhielt.

Skispringen, daran dürfte sich auch 2020 nichts ändern, ist nämlich oft eines: Kopfsache. Philipp Aschenwald schien sich von seinen eigenen Topleistungen beeindrucken zu lassen. Höchstweite in der Quali, Erster des Probedurchgangs, 25. im Wettkampf. "Ich glaube, dass mit ihm selber ein wenig die Gäule durchgegangen sind und er mit der Situation nicht ganz fertig geworden ist", sagte Stecher über den 24-jährigen, der erst heuer an Weltcup-Podesten anklopft.

Fast außen vor blieb an diesem Tag der sechste Platz von Huber, nachdem dieser in Oberstdorf nicht einmal die Qualifikation für das 50er-Feld geschafft hatte. Das Ergebnis war vor allem für ihn selbst Genugtuung. "Ein geiler Start ins neue Jahr", jubelte Huber. "Heute taugt's mir. Wenn ich es schaffe, daran anzuschließen, dann kommen die Podestplätze auch irgendwann."