Nach drei Kreuzbandrissen innerhalb von 17 Monaten ist Stephanie Brunner vor einem Jahr in Sölden auf die Skirennpiste zurückgekehrt. Nach starkem Einstand warfen Ausfälle und Materialprobleme Österreichs vor Katharina Liensberger beste Riesentorläuferin aber wieder zurück. Im März musste sie nach einer Fußverletzung sogar erneut operiert werden. Trotzdem ist die 27-Jährige vor dem Saisonstart guter Dinge. Brunner plant eine volle Saison inklusive Rückkehr zum Slalom.

Sie ist nun auch Mitglied jener ÖSV-Technik-Gruppe, der auch Liensberger, Katharina Truppe und Co. angehören. "Ich will auch im Slalom wieder voll angreifen", erklärt Brunner die Rückkehr zu jener Disziplin, in der sie vor ihrer großen Verletzungsserie ebenfalls gut unterwegs war und 2017 auch schon einen Top-Ten-Platz (8. in Levi 2017) geschafft hatte. "In dieser Gruppe habe ich gute Slalomfahrerinnen zum Vergleich." Brunner peilt schon im November in Levi einen Comeback-Start an, vermutlich über die interne Qualifikation. "Trainiert habe ich im Slalom jedenfalls genauso viel wie im Riesen."

Bemerkenswert. Aber die offenbar unerschütterliche Tirolerin hat sich auch von ihrer neuerlichen Verletzung nicht entmutigen lassen, nachdem sie sich im März beim Slalomtraining in Aare am vorletzten Tor einen Riss des Syndesmosebandes im rechten Bein zugezogen hatte. Sechs Wochen Krücken waren nach der in Graz erfolgten Operation die Folge. "Bitter, wenn man schon wieder auf dem OP-Tisch liegt. Den wollte ich eigentlich nicht mehr sehen."

Bitter war es auch, beim Saisonfinale nicht mehr punkten zu können, weshalb Brunner als 16. nun auch aus der zweiten GS-Startgruppe geflogen ist. Die Zillertalerin hat damals aber schnell wieder Mut gefasst. "Es war ja eine vergleichsweise kleine Verletzung und nach nur zwei Monaten konnte ich Ende Mai schon wieder skifahren. Es ist also eh relativ schnell gegangen."

Sie habe danach ihr ganz normales Programm abspulen können. "Im Training ist wirklich viel weitergegangen und ich fühle mich jetzt weit besser als im Vorjahr. Da habe ich noch viele Fehler gemacht. Jetzt bin ich weit konstanter." Auch der internationale Vergleich am Söldener Gletscher habe ihr Mut gemacht. Und das beste: "Das so oft verletzte Knie funktioniert, hat auch schon einige Stürze überstanden. Alles hält."

Zahlreiche ÖSV-Damen sind verletzt

Brunner ist nur eine in der Riege der innerhalb eines Jahres - oft erneut - verletzten ÖSV-Frauen. Fürs Aufzählen braucht man eine dritte Hand. Von der 2020 in der Sölden-Vorbereitung gestürzten Stephanie Resch (Knie) über Nicole Schmidhofer (Knie), Nina Ortlieb (Knie), Bernadette Schild (Knie), Ricarda Haaser (Bandscheibenvorfall), Katharina Truppe (Muskel- und Sehnenriss), Rosina Schneeberger (Unterschenkelfraktur), Julia Scheib (Knie), Franziska Gritsch (Armbruch), Lisa Grill (weitere OP nach Unterschenkelbruch) bis zuletzt Lisa Hörhager (Knie) reicht der Reigen.

"Schwer zu sagen, woran das liegt", ist auch Brunner bei der Ursachen-Suche unsicher. "Mir fällt aber auf, dass die Verletzungen immer gröber werden. Mit einem Kreuzbandriss kannst heute eh schon fast von Glück reden", so die Tirolerin trocken. Dass die FIS die Aggressivität des Materials zurücknehmen will, weiß Brunner. "Aber das lotet man durch die Ski-Präparation wieder aus. Wenn ich am Start stehe, möchte ich gewinnen und nehme natürlich das beste Material."

Beim Riesentorlauf am Samstag in Sölden wird Brunner auf kein bestimmtes Ergebnis fixiert sein. Wichtig sei, es besser zu machen als im Vorjahr. "Da war ich in beiden Läufen von gutem Skifahren weit weg. Wenn ich noch einmal so runterwedle, bringt mir das nichts", ist ihr bewusst. "Es heißt also, die Sache mutig anzugehen und von oben bis unten Gas zu geben. Wenn ich das zeige, was ich im Training drauf habe, schaut sicher ein gutes Resultat heraus."