Lange Zeit war Lake Louise so etwas wie ein weißer Fleck auf der Landkarte der österreichischen Abfahrer – ehe im Vorjahr Max Franz nach einer Verletzung sensationell siegte. So gesehen gäbe es auch 2019 gute Voraussetzungen, denn der Kärntner kommt wieder von einer Verletzungspause zurück – der Fersenbruch, den er sich in Kitzbühel zugezogen hat. Und schon im ersten Training am Donnerstag war der Kärntner wieder vorne dabei und atmete tief durch: „Ich bin sehr, sehr erleichtert. Gewisse Abläufe im Training in den USA haben nicht gepasst, ich habe mir schwergetan.“

Wie gut, dass es Lake Louise gibt. „Vielleicht habe ich ja diesen Stupser gebraucht. Einen Platz, an dem es mir gefällt, wo ich im Vorjahr schon richtig gut war“, sagte der nun bereits 30-Jährige. „Skifahrerisch war es schon ganz gut, bis auf eine Kurve. Aber vom Gefühl her hat es gepasst – und ich bin sehr, sehr erleichtert!“ Nur eines will Franz nicht: Die Erwartungen nach oben schrauben. Aber: „Ich habe gesehen, ich kann vorne mitfahren“, meinte der frisch verheiratete Weißbriacher.

Mayer hat "grundsätzlich ein sehr gutes Gefühl"

Dabei war Franz mit der fünften Zeit im ersten Training „nur“ der drittbeste Österreicher. Denn noch schneller waren Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr – sie gelten als die heißesten ÖSV-Aktien im Kampf gegen die Abfahrtsgiganten Dominik Paris und Beat Feuz. Mayer ist durchaus zuversichtlich: „Ich habe grundsätzlich ein sehr gutes Gefühl, ich kann befreit in die Saison gehen, die Vorbereitung ist sehr gut verlaufen“, erklärte der zweimalige Olympiasieger. Und auch Kriechmayr sagte: „Es ist wirklich ganz gut gegangen, auch wenn ich mir beim Rennen schon mehr Tempo und mehr Action wünschen würde.“ Klar ist, dass sich die österreichischen Abfahrer geschlossen stark präsentierten. „Für mich ist das ein gutes Zeichen, wenn wir konstant alle gut sind“, meinte Mayer da, „ich hoffe, wir können hier da anschließen, wo wir im Vorjahr aufgehört haben.“

Das glaubt Kriechmayr auf jeden Fall: „Ich weiß, dass ich, wenn ich meine Leistung abrufen kann, die Qualität habe, um ganz vorne mitzufahren. Und ich weiß, dass das ganze Team vorne mitfahren kann. Das werden wir hoffentlich beweisen können.“ Am wichtigsten für alle ist – neben den traumhaften, wenn auch bitterkalten Bedingungen in Lake Louise –, dass es endlich wieder losgeht. „Die Vorbereitung kommt einem immer ewig vor, schon im September denkt man immer an Lake Louise. Jetzt ist es endlich so weit, ich freue mich auf die kommenden Monate voller Rennen“, sagte Otmar Striedinger. Der Kärntner kehrte im Vorjahr nach einigen „Seuchenjahren“ wieder in die Weltspitze zurück – und will sich dort auch halten. „Ich habe gut trainiert“, meinte er nach Rang sechs im ersten Training, „aber die Rechnung wird halt erst im Rennen gemacht.“
Ein Rennen, für das nicht weniger als sieben Österreicher ein Fixticket erhielten, weil sie in den Top 30 der Weltrangliste sind. Dazu zählt auch der Steirer Daniel Danklmaier, für viele die Überraschung der vergangenen Saison. „Da bin ich hier mit Nummer 57 ins Rennen gegangen, heuer wird es zwischen 21 und 30 sein. Das ist schon ein ganz anderes Gefühl“, meint der 26-Jährige aus Aich, dessen Selbstvertrauen jedenfalls passt: „Ich habe gut trainiert, guten Speed mitgenommen. Ja, das Selbstvertrauen passt. Jetzt heißt es, das halt auch im Rennen zu zeigen.“ Und das, geht es nach ihm, nicht nur in der Abfahrt: „Ich denke, ich bin heuer im Super-G auch ganz gut drauf.“

Ähnlich gut drauf ist auch Christian Walder: „Die Vorbereitung hat gepasst, endlich geht es los.“ Der Kärntner geht mit einem fast „neuen“ Gefühl in die neue Saison, ist seit Längerem verletzungsfrei: „Die Kondition passt, ich bin gesund, das Material passt, die letzten Trainingstage waren super. Ich bin bereit!“ Klar ist trotz aller mannschaftlichen Stärke: Lake Louise, das war vor dem Sieg von Franz eine „Norweger-Strecke“. Kjetil Jansrud ist hier immer stark, auch Aleksander Kilde will mit neuem Material an alte, große Zeiten anschließen. Paris und Feuz sind auch noch da. Einige, wie Carlo Janka, zeigten im Training auf. Und der Deutsche Thomas Dreßen kehrt zurück.