Die Bilder von Julia Scheib, die beim Weg aus dem Zielraum in Saalbach nach dem Aus im WM-Riesentorlauf gestützt werden musste, sind noch frisch im Kopf. Und die unendliche Trauer, die man Scheib ansah – nach dem Sturz im Zielhang war der Traum von einer Medaille bei der Heim-WM ausgeträumt, noch dazu das Knie verletzt. Heute gibt sie in Sestriere ihr Comeback – und erklärte davor: „Körperlich geht es mir gut, auch wenn ich das Knie auf der Innenseite noch spüre. Aber fürs Rennen sollte das kein Problem sein.“ Ganz abgehakt hat sie das Aus noch nicht, wie sie offenbarte: „Ganz verdaut habe ich das alles noch nicht, das wäre gelogen, wenn ich das behaupten würde. Mir kommt schon vor, als hätte ich einen Teil von mir auf dem Zielhang dieser Piste verloren.“

Und doch heißt die Devise für die Steirerin: Nicht zurückschauen. „Es liegt hinter mir. Ich will das besser machen, das noch vor mir liegt.“ Und das hieße: Am liebsten gleich in einem der beiden Riesentorläufe in Sestriere, dem Olympia-Ort von 2006. „In Kronplatz war ich auf gutem Weg, da kam das Aus auch nach einem individuellen Fehler. Aber nur so wie dort geht es: mit Attacke.“ Heute wird Scheib mit Nummer 10 ins Rennen gehen, unmittelbar hinter ihr kommt Mikaela Shiffrin ins Starthaus. Die hat ihren letzten Riesentorlauf vor zwölf Wochen in Killington bestritten, sich da bei ihrem Sturz eine Stichverletzung zugezogen. Nach dem Comeback im Weltcup vor der WM – nur im Slalom – und dem Verzicht auf den WM-Riesentorlauf kehrt die US-Amerikanerin, erste Weltmeisterin in der Team-Kombination, nun im Weltcup auf die Riesentorlauf-Piste zurück.

Einerseits hat sie in Italien nun drei Chancen, den schon lang ersehnten 100. Sieg im Weltcup einzufahren. Andererseits hat sie im Riesentorlauf, wie sie bekannte, nach wie vor Probleme, sich zu überwinden, ans Limit zu gehen. Zu frisch sind die Erinnerungen ans unsanfte Ende in Killington, zu sehr (über)forderte Shiffrin das bedingungslose Attackieren, vor allem über Wellen und Kuppen. „Ich bin dankbar dafür, hier zu sein und auch für den Zuspruch meines Teams, meiner Teamkollegen, der Sponsoren und von euch allen“, wurde sie auf Instagram nahezu emotional ob der Rückkehr. Klar ist: Die ÖSV-Damen haben im Riesentorlauf nach dem enttäuschenden WM-Abschneiden, wo Katharina Liensberger als Zwölfte beste Österreicherin war, etwas gut zu machen.

In Italien kommt es auch zu einem Debüt: Nur wenige Wochen nach Bruder Raphael feiert auch Elena Riederer ihr Debüt im Weltcup: „Roland Assinger hat es mir gesagt, nachdem ich bei der WM als Vorläuferin fahren durfte“, sagt die 19-Jährige, die im ÖSV aufgrund ihres Skivereins SV Mönichkirchen als Niederösterreicherin geführt wird. Aber: „Unser Haus steht in der Steiermark, auch wenn wir mit dem Auto in fünf Minuten in Niederösterreich sind“, erklärt Riederer. Pfarrer Christoph Grabner meldete schon bei Bruder Raphael an, dass die Familie an sich aus der Steiermark sei. Riederer lernte das Skifahren vom Vater, der auch ihr erster Trainer war. „Ich habe beim Weltcup auf dem Semmering einst mein erstes Weltcuprennen gesehen, da wurde der Wunsch noch stärker auch im Weltcup zu fahren“, sagt Riederer, die sich selbst als „ehrgeizig und konsequent“ beschreibt, aber durchaus auch „als eine, die lachen kann“. In Sestriere geht es vor allem einmal darum, „mein Ding durchzuziehen“. Und dann wartet schon der nächste Höhepunkt: Die Junioren-WM in Tarvis steht an.