Wenn Gründe offensichtlich erscheinen, ist die Suche nach Lösungen oft naheliegend. Bei Slalom-Spezialist Adrian Pertl ist die Sache im Augenblick etwas prekärer. „Die ersten Tage nach Schladming waren schon sehr schwierig, weil in dieser Phase alles ziemlich mühsam gewesen ist. Es war die letzte Chance für mich in Saalbach dabei zu sein und auch das hat nicht funktioniert“, gewährt der 28-Jährige nach der WM-Nichtnominierung, Einblicke, der etwas anderen Art: „Ich kämpfe ja eigentlich seit zwei Jahren und das ist richtig hart“, verriet Pertl, dessen Resultate absolut nicht seiner Erwartungshaltung und Fähigkeiten entsprechen.
Dementsprechend macht er kein Geheimnis daraus, „dass es auch eine sehr harte Zeit für den Kopf ist. Du weißt nicht mehr, was du tun sollst. Man probiert noch mehr und mehr und gerade das macht es nicht einfacher“, wird Pertl, der sich 2021 einen Kreuzbandriss zugezogen hat, mit permanenten Fragen konfrontiert. Er hoffe, dass die nachdenklichen Zeiten bald der Vergangenheit angehören, schließlich, weiß er doch, was er kann.
„Es ist für mich ein Fragezeichen“
„Nach dem Saisonstart mit drei Top-16-Platzierungen war ich eigentlich überzeugt, dass es in die richtige Richtung geht und ich auf den Ergebnissen aufbauen kann. Auch das Gefühl am Ski war in Ordnung, doch ab dem neuen Jahr hat es nicht mehr funktioniert“, erklärt der Slalom-Vize-Weltmeister von 2021 und ergänzt: „Um ehrlich zu sein, weiß ich bis heute nicht, warum es gar nicht mehr hinhaut. Ich habe so viel ausprobiert wie überhaupt noch nie zuvor. Es ist für mich ein Fragezeichen, da ich auch nichts geändert habe“, sagt Pertl und versichert, dass die Rückschläge grundsätzlich nichts an seiner positiven Einstellung ändern.
Er vermisse die nötige Lockerheit, „wobei das so leicht dahergeredet ist. Ich denke immer, dass es zu wenig ist und mehr von mir kommen muss, aber irgendwann bist du in einem Strudel und plötzlich wird alles kompliziert“, erklärt Pertl, dessen kleine Tochter seine wohl größte Kraftquelle ist. Für den Kärntner waren Trainingstage auf Schnee aufgrund der Heim-WM zuletzt Mangelware, „aber diese Woche konnte ich mich in Kranjska Gora gut vorbereiten.“ Auf den slowenischen Schauplatz angesprochen, meint Pertl, „dass ich hier vor mehreren Jahren bei Sauwetter und schlechter Piste runtergefahren bin. Es kann nur besser werden“, schmunzelt der Familienvater, der seinen Humor nicht verloren hat.
„Situation wird nicht leichter“
Um körperlich nichts dem Zufall zu überlassen, setzte der ehemalige Junioren-Weltmeister zuletzt gemeinsam mit Coach Hannes Schwarz diverse Reize im Kondibereich. Dass die nächsten Wochen kein leichtes Unterfangen werden, ist ihm bewusst. „Die Situation wird nicht leichter. Wie letztes Jahr stehe ich da und werde versuchen, mich für das Weltcupfinale in Amerika zu qualifizieren. Klar ist Druck da“, gesteht Pertl, der wieder diesen „Flow“ spüren will.