Alles kann, nichts muss – Conny Hütter lässt mit ihrer derzeitigen Lockerheit die Konkurrenz im alpinen Ski-Weltcup gleichermaßen staunen wie verzweifeln. Mit ihrem Sieg im ersten Super-G von St. Moritz machte die Steirerin eindrucksvoll klar, wer derzeit am Speed-Thron der Frauen alles überstrahlt. Im erst dritten Rennen war es der zweite Sieg für Hütter – und das, obwohl die amtierende Abfahrts-Weltcupsiegerin kein gutes Bauchgefühl hatte. „Es hat sich eigentlich nicht so gut angefühlt, aber das ist Rennfahren, da muss es sich nicht immer gut anfühlen.“

Locker und fit

Ihre Analyse beschreibt, was sich bei der Steirerin nach Jahren voller Rückschläge verändert hat. Zum einen hat Hütter den zweiten verletzungsfreien Sommer hinter sich, ist fit und musste nie Kraft aufwenden, um körperliche Rückstände aufzuholen. Zum anderen fährt sie so befreit wie noch nie, macht sich bewusst keinen zu großen Kopf über Kleinigkeiten, wie in manchen Situationen der Vergangenheit. „Das macht mich schon ein bisserl stolz, weil ich zu gewissen Passagen nicht so hingekommen bin wie ich mir das vorgestellt habe, aber ich nicht die Nerven geschmissen habe.“ Mit ihren 32 Jahren ist sie eine absolute Genussfahrerin. „Es ist cool und lässig, wie es ist. Es ist nie ein Muss dabei.“

In St. Moritz zeigte Hütter mit ihrem Sieg vor Lara Gut-Behrami und Sofia Goggia, in welcher Liga sie spielt. Auf der überraschend anspruchsvollen Piste („Beim Besichtigen hätte ich nicht gedacht, dass es so schwierig ist“) wählte die Polizistin aus Kumberg den perfekten Plan, taktierte im unteren Teil, um mit Topspeed ins Ziel zu schießen. „Ich habe die ersten Läuferinnen gesehen und mir gedacht, dass es schwieriger wird und ich meinen Plan ändern muss. Das ist mir gut gelungen, ich glaube, das war nicht so schlecht“, lächelte Hütter im Ziel. Siege in den Speed-Disziplinen führen derzeit nur an ihr vorbei, Hütter ist die Lichtgestalt im österreichischen Team.

Lichtgestalt im ÖSV

Auf der Piste ist sie klar die Nummer eins im ÖSV-Team, eine Anführerin, an der sich die Teamkolleginnen orientieren können. Mit Mirjam Puchner gelang einer weiteren rot-weiß-roten Athletin ein Top-Ten-Platz (9.), Ricarda Haaser und Stephanie Venier lagen zeitgleich auf Rang 19. Ganz vorne avancierte Hütter von einer potenziellen Siegläuferin nun endgültig zu einer fixen Größe an der Weltspitze. Abseits des Sportlichen überzeugt die steirische Sportlerin des Jahres mit Charisma, Witz und kommt dabei ohne Floskeln aus.

Egal ob im Podcast „Wos dahinter steckt“ mit Nicole Schmidhofer, im heimischen Kuhstall oder vor der Kamera als Model für das Ski-Austria-Magazin – Hütter beweist in zahlreichen Gebieten Talent und Vielseitigkeit. So auch auf Social Media, wie knapp 100.000 Follower auf Instagram zeigen. Apropos Instagram. Ihr letztes Posting darf gut und gerne als Warnung an die Konkurrenz bezeichnet werden. „Mir gefällt es hier“, schrieb sie zu einem Foto vom roten Stuhl der Führenden.