Sie sind die kleinen Klassiker, beliebt, bekannt, in unsere Herzen gewachsen. Skoda Fabia, Seat Ibiza, VW Polo, entstanden auf einer gemeinsamen Plattform im Volkswagen-Baukastensystem, und doch drei so unterschiedliche Charaktere. Sie sind der Einstieg in die große Welt des Automobils, in der die Preise stetig nach oben klettern – und das kleine Triumvirat des Volkswagen-Konzerns doch am Boden bleiben soll.
Der Fabia, das ist Contenance
Der kleinste Skoda wurde im Windschatten der Octavia groß: als Nachfolger des Felicia 1999 auf der Frankfurter IAA präsentiert, machte das Einstiegsmodell ebenfalls schnell Karriere und stand landläufig auch bald im Ruf, eine durchaus überlegenswerte Alternative zum Golf zu sein und zwar zum dramatisch günstigeren Preis. Was man bei Volkswagen in Wolfsburg öfters mit säuerlichen Bemerkungen kommentierte.
Aber es stimmt schon. Über die vier Generationen hat der Kleinwagen aus Jungbunzlau eine Perfektion und Qualitätsanmutung erreicht, die den Fabia näher an die noble Verwandtschaft heranrücken ließ, als den Herrschaften im Konzern vielleicht lieb ist. Daneben schaffte sich der Fabia in der Rallye-Weltmeisterschaft einen klangvollen Namen, was dem Image auch nicht abträglich ist.
So ist der Fabia heute eine fixe Größe im Segment, über fünf Millionen Käufer in 25 Jahren können nicht irren. Wobei der Kleinwagen-Topseller inzwischen freilich nicht mehr das Sonderangebot von früher war, sondern selbstbewusst einen Preis aufruft, der durchaus gerechtfertigt erscheint. Dafür bietet der 4,1 Meter lange Tscheche auch das beste Raum- und Platzangebot der Klasse, bei einem Kofferraumvolumen von 380 Liter bewegt man sich auf Golf-Niveau.
Combi und Diesel sind Geschichte, aktuell kann man unter vier Benzinern wählen, von 80 bis 150 PS, plus einem Fabia 130, mit dem es Skoda demnächst aus Anlass des 130-Jahr-Jubiläums mit 177 PS krachen lässt. Wir hatten unseren Spaß mit dem 95 PS Turbo-Dreizylinder, dem Favoriten der Österreicher, mit dem man tadellos versorgt ist und überall gut mitschwimmen kann. Das Fahrverhalten ist mustergültig, da passt alles. Beifall gibt es für die Ergonomie im Cockpit und das Bedienkonzept mit dem sauberen Mix aus physischen Elementen und Touch, die nervigen Assistenzgeister sind schnell weggedrückt. In der Ausstattungsstufe Selection ist viel an Bord, inklusive der Skoda-typischen Goodies.
Fazit: der Skoda Fabia bringt es auf den Punkt, er ist solide, sympathisch, clever und einfach gut. Man könnte auch sagen: viel mehr Auto braucht man nicht. Sein Stammplatz im österreichischen Top-Ten Ranking ist der Beweis dafür.
Ibiza – das ist Boheme
Ibiza – das ist: Boheme, schicke Menschen, 300 Sonnentage im Jahr, Party bis zum Abwinken, David Guetta und – schluck – Heinz-Christian Strache. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ibiza ist aber auch Seat und steht wie kein anderes Modell für den Kern der Marke: seit 41 Jahren am Markt, hat sich der Kleinwagen der spanischen VW-Tochter zum Glücksfall und Bestseller entwickelt, von dem die Katalanen in fünf Generationen bis heute über sechs Millionen Einheiten verkauft haben. Der Ibiza hält die Fahne im schwindsüchtigen Segment der kleinen Feger hoch. Er ist Kult, ein ewig jugendlicher Charakter-Typ, fesch, handlich und leistbar.
Seat hat es auch verstanden, sein bestes Stück über Jahrzehnte zu hegen und zu pflegen und es sukzessive am Puls der Zeit zu halten. Mit dem Ergebnis, dass der Darling der Jungen inzwischen die Volljährigkeit erlangt hat und ein ernsthaftes und auch ziemlich erwachsenes Auto ist. Der sportliche City-Star hat mittlerweile die Vier-Meter-Hürde genommen, serviert ein solides Platzangebot und legt eine Langstreckentauglichkeit an den Tag, die so manchem Kompakten zur Ehre reichen würde.
Einst vom Design-Großmeister Giorgetto Giugiaro gezeichnet, ist sich der Ibiza vor allem optisch stets treu geblieben. So ging man auch beim jüngsten Facelift mit den Retuschen sparsam um, das Ibiza-Gesicht wirkt jetzt etwas kantiger, auffallend ist die schlanke LED-Leuchten-Grafik, das Heck ziert ein neuer Schriftzug. Das Cockpit hat Pfiff, ist vorbildhaft rätselfrei und übersichtlich, es gibt ein Multifunktionslenkrad, Tasten und Drehschalter und – fast schon eine Seltenheit – einen Zündschlüssel. Das Infotainment fällt etwas karg aus, die digitale Aufrüstung und Navi kosten extra. Den Innenarchitekten gebührt Lob für die klaren Flächen und die tadellose Verarbeitung der wertig anmutenden Materialien.
Der 95-PS-Dreizylinder-Turbo-Benziner – zu dem die meisten Ibiza-Käufer greifen – ist immer noch ein Hit. Das lebendige Einliter-Motörchen schnarrt fröhlich sein Lied, liebt hohe Drehzahlen und ist auch bei den Fahrleistungen nicht unbedingt fad. Der Fünfgang-Schalter ist präzise, die Lenkung sauber, das Fahrwerk wunderbar neutral.
Fazit: der Ibiza ist und bleibt das Herz der Marke und passt mit seiner jugendlichen Frische und dem exzellenten Preis/Leistungsverhältnis besser in die Zeit denn je. Und den Volkswagen-Leuten sei gesagt: wagt es ja nicht, ihn einzumotten.
Polo, das heißt Grundvertrauen
Es ist vollkommen klar, warum Volkswagen sein neues, kleines Elektroauto ID.Polo nennt. Der Polo ist so etwas wie das Grundvertrauen in die Mobilität – da kann nix schiefgehen. Und wie wichtig das Einstiegsmodell für den Konzern ist, zeigt schon die Preispolitik. Inklusive aller Boni (wenn man alle Optionen zieht) kommt man auf 13.990 Euro (80 PS, Basispreis 18.990 Euro), dann ist der kleine Polo zwar karg ausgestattet, aber im Wesen bleibt er immer noch ein Polo.
Und das bedeutet: Klassenlos zu sein, aber mit Stil und Persönlichkeit. Der Polo ist längst über die Dimension des Ur-Golf hinausgewachsen, er ist ein Statement, ab 80 PS ist man dabei. Hier gibt es dann keine Schnörkel, kein Chichi, es ist, was es ist, inklusive Plastikanteil und guter Bedienbarkeit – aber mit LED-Scheinwerfern und den notwendigen Sicherheitsfeatures gleich von der Basis weg.
Mit dem 95-PS-Motor ist man ab 19.890 Euro dabei, er wäre unsere Wahl. Auffallend: Der Polo wirkt in der Außenansicht größer und einladend, irgendwie hat er sich den ewigen VW-Schick – ein Design, das nicht alt wird – bewahrt. Was den Platz betrifft? Vorne passt‘s, hinten muss man zusammenrücken. Fahrerisch sagen wir: Der Federungskomfort liefert erstaunliche Langstreckenqualitäten, die man einem Auto in der Klasse gar nicht zugetraut hätte.
Fazit: Was braucht man mehr für die persönliche Mobilität? Dreizylinder, Vertrauen und das Stichwort Polo. Mehr ist es nicht. Wem die Contenance des Fabia und die Verspieltheit des Ibiza nicht zusagt, liegt hier richtig.