Schon vor der offiziellen Bekanntgabe des rot-weiß-roten Aufgebots für die heimische Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm war klar: Weltmeister wird es im diesjährigen Kader nicht allzu viele geben. Genauer gesagt sind es drei an der Zahl: Vincent Kriechmayr, der 2021 Gold in Abfahrt und Super-G holte, Katharina Liensberger, der im selben Jahr dasselbe Kunststück in Slalom und Parallelbewerb gelang und Marco Schwarz, dem Weltmeister in der Alpinen Kombination von vor vier Jahren. Alleine schon aufgrund dieser Vita war dieses Trio innerhalb des ÖSV gesetzt.

Hinzu kommen weitere WM-Medaillengewinner, wie etwa Manuel Feller, der 2017 mit Slalom-Silber in St. Moritz seine bisher einzige Medaille bei Weltmeisterschaften holte. Dominik Raschner, immerhin Silbermedaillengewinner von Courchevel/Meribel im Parallelbewerb vor zwei Jahren, musste durch die interne Qualifikation, während der Kombinations-Bronzene Raphael Haaser (2023) spätestens seit seinem überraschenden zweiten Platz im Super-G von Kitzbühel als Allrounder gesetzt war. Bei den Frauen sind mit Stephanie Venier (Abfahrt-Silber 2017), Katharina Truppe (Mannschafts-Silber, 2019), Cornelia Hütter (Super-G-Bronze 2023) und Ricarda Haaser (Kombinations-Bronze 2023) vier weitere Athletinnen dabei, die bereits in den Genuss einer Medaillenfeier bei Ski-Weltmeisterschaften kamen.

Kein „Halbe-Halbe“

Abseits der etablierten Kräfte brach man mit „Halbe-Halbe“ – 13 Männer und 11 Frauen bilden das 24-köpfige Team. „Natürlich war unser Ziel, dass wir eine Aufteilung von zwölf zu zwölf haben. Aber im Laufe der Saison hat sich das so ergeben“, erklärte Alpinchef Herbert Mandl, der im engen Austausch mit Frauen-Cheftrainer Roland Assinger stand. „Nach dem tragischen Unfall von Nina Ortlieb haben wir uns von einer starken Speed-Fahrerin verabschieden müssen. Für mich war klar, dass dieser Platz nicht nachbesetzt wird, weil die Leistungen nicht gereicht haben“, meinte der Assinger, „da geht es um die Chancen auf ein mögliches Podium.“

Aufgrund dieser klaren Entscheidung überrascht es auch, dass die in dieser Saison strauchelnde Mirjam Puchner das rot-weiß-rote WM-Ticket für Saalbach ohne Diskussionen bekam. Ein neunter und ein zehnter Platz stehen bisher im aktuellen Winter bei der Salzburgerin zu Buche. Neben diesen Leistungen spielten auch die Gegebenheiten auf dem Zwölferkogel für Trainer Assinger eine Rolle. „Wir wissen alle, dass sie Tugenden hat, die sie speziell im Flachen schnell machen. Außerdem hat sie schon Weltcup-Rennen gewonnen und eine olympische Medaille. Sie hat also schon gezeigt, was sie kann.“

Keine Quali bei den Frauen

Den zusätzlichen Platz bei den Männern sicherte sich der Tiroler Raschner, der sich in der groß angelegten Slalom-Qualifikation gegen Michael Matt und Doppel-Olympiasieger Johannes Strolz durchsetzte. Während Raschner jubelte, war die Enttäuschung bei Strolz groß. „Das tut unheimlich weh, dass ich nicht dabei sein kann. Es war klar, dass zwei Leute bitter enttäuscht sein werden und nur einer zufrieden.“ Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer kann die Enttäuschung verstehen: „Es war ein schwieriger Tag für mich. Man kennt die Athleten ewig. Eine Qualifikation zu fahren, war aber die richtige Entscheidung.“

Eine Entscheidung, die es bei den Frauen auf diese Art und Weise nicht gab. Chefcoach Assinger nominierte für den Slalom etwas überraschend Katharina Gallhuber und nicht Franziska Gritsch – ohne Qualifikation. „In Courchevel hat sie (Gallhuber, Anm.) mit ihrem ersten Lauf überzeugt. Zugleich hat sich Gritsch nicht für den zweiten Durchgang qualifiziert. Gallhuber war dort auch unterwegs zu einer Bestzeit, schied nur drei Tore vor dem Ziel aus und hat schon eine Medaille bei Olympia gewonnen“, erklärte Assinger. Während Gritsch einen elften Platz am Semmering vorzuweisen hat, fehlte Gallhuber zuletzt lange Zeit verletzungsbedingt.