9600 Fans drückten Dominic Thiem in der Stadthalle die Daumen. Und der Österreicher machte den Staatsfeiertag auch zum Tennis-Feiertag. So setzte sich der Weltranglistenfünfte in seinem ersten Wien-Halbfinale in einem packenden Duell gegen den Italiener Matteo Berrettini in 2:33-Stunden mit 3:6, 7:5, 6:3 durch. Damit lebt auch der Traum des Lichtenwörthers vom noch nie dagewesenen "Austrian Slam", also den Titeln in Kitzbühel und Wien.

Im Endspiel trifft Thiem heute (14 Uhr, ORF eins live) auf seinen argentinischen Freund Diego Schwartzman, der sich gegen den Franzosen Gael Monfils glatt mit 6:3, 6:2 durchgesetzt hat. "Heute hat viel funktioniert. Gegen Gael weiß man nie, was kommt. Doch ich habe meinen Spielplan gut umsetzen können. Jetzt freue ich mich auf das Match gegen Dominic. Aber es wird sehr schwierig, er ist in Topform und hat das Publikum hinter sich", sagt der nur 1,67 Meter große Südamerikaner.

Für den Österreicher ist es das sechste Finale in diesem Jahr und das 24. insgesamt. Bisher konnte Thiem 15 davon gewinnen, heuer hat das rot-weiß-rote Sportidol bisher vier Titel auf dem Konto: Indian Wells, Barcelona, Kitzbühel und Peking. "Es war von uns beiden sehr gutes Tennis vom ersten bis zum letzten Punkt. Die Stimmung war sensationell, die Fans haben mir sehr geholfen. Der Sieg freut mich extrem", sagte Thiem, der das erste Mal in der Stadthalle auch noch am Sonntag dabei ist: "Das macht mich schon sehr stolz. Jetzt werde ich alles geben, um  auch den Titel holen." 

Schwer in die Gänge gekommen

Dabei verlief der Start gegen Berrettini nicht verheißungsvoll. "Von meinen bisherigen vier Matches hier war es bestimmt der schlechteste Start. Das Service hat nicht gepasst, ich habe gleich drei Breaks im ersten Satz kassiert. Dann habe ich mir vorgenommen, dass ich im zweiten voll da sein werde. Wie ich dann das erste Break im zweiten Satz geschafft habe, habe ich gewusst, dass ich jetzt voll da bin und die Partie gewinnen kann", beschreibt Thiem einen der Schlüssel zum Erfolg.

Wie sich der Topstar auf das Endspiel vorbereitet? "Das Match gegen Berrettini war körperlich und mental sehr anstrengend. Heute werde ich mich noch ausführlich behandeln lassen und gut essen. Da das Match früh aus war, werde ich auch nicht zu spät ins Bett kommen. Morgen am Vormittag gibt es noch ein kurzes Training am Center Court und dann geht es eh schon mit dem Finale los."

Guter Start von Berrettini

Berrettini fühlte sich auf dem Stadthallen-Boden sichtlich wohl - und das, obwohl sein krachendes Service und die peitschende Vorhand vom nicht allzu schnellen Opticourt-Belag ein wenig ausgebremst wurden. Dem 23-Jährigen gelang im ersten Satz zuerst das frühe Break zum 2:1. Zwar schaffte Thiem das Rebreak zum 3:3, doch musste der Weltranglistenfünfte gleich anschließend erneut seinen Aufschlag abgeben. Beim stand von 3:5 gelang dem gebürtigen Römer, der mittlerweile in Monte Carlo lebt, ein weiteres Break - mit dem zweiten Satzball machte er den ersten Durchgang mit 6:3 zu.

Im zweiten Satz blieb zunächst alles offen - beide Spieler brachten ihre Aufschläge durch. Bis zum 2:2, ehe Thiem das Service des Weltranglistenelften, der ab Montag erstmals in den Top 10 stehen wird, mit dem vierten Breakball durchbrechen konnte. Allerdings währte die Freude nicht lange, so gelang dem Italiener beim Stand von 3:4 das Rebreak. Dies jedoch mit tatkräftiger Unterstützung des Österreichers, der gleich drei Chancen zum 5:3 ungenützt ließ.

Doch Thiem steckte nicht auf. Beim Stand von 5:5 schlug der Niederösterreicher erneut zu und schaffte das Break zum 6:5. Das war die Vorentscheidung im zweiten Durchgang, denn der 15-fache Turniersieger brachte seinerseits sein Service durch und erzwang somit einen Entscheidungssatz.

Matteo Berrettini
Matteo Berrettini © GEPA pictures

Und in diesem ließ sich der Österreicher nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Zwar ließ Thiem beim Stand von 1:1 noch einen Breakball ungenützt, doch schlug der 26-Jährige dann beim Stand von 3:3 zu und machte im "verflixten siebenten Game" das vorentscheidende Break zum 4:3. Damit war Berrettini gebrochen, Thiem machte den Sack mit einem weiteren Break mit 6:3 zu.