Den Lesern aus der Steiermark ist die Stimme von Thomas Seidl wahrscheinlich nicht unbekannt. So arbeitet der 28-Jährige seit Jahren als Moderator bei der Antenne Steiermark und ist seit einem Jahr auch als Stadionsprecher des SK Sturm im Einsatz. Und weil er seine Sache ausgezeichnet macht, wurde der Steirer 2017 auch für die Erste Bank Open in Wien an Bord geholt. Dort hält der Stimmungsmacher die Zuschauer in der Stadthalle auf Trab und hat damit auch Anteil daran, dass die Fans gut gelaunt Dominic Thiem und Kollegen anpeitschen.

In einem Interview gibt Seidl einen Einblick in seine Arbeitswelt und erzählt von großen Herausforderungen, kleinen Anekdoten und einem ganz bestimmten Traum.

Wie genau sind Sie zu Ihrem Stadthallen-Job gekommen?
THOMAS SEIDL: Ich bin 2017 für Stefan Steinacher eingesprungen, der damals zur gleichen Zeit beim Ski-Weltcupauftakt in Sölden als Sprecher arbeiten musste. 

Ist Wien die größte Sportveranstaltung, die sie als Platzsprecher betreuen?
SEIDL: Wenn man die zwei, drei Heimspiele des SK Sturm, wo 15.000 Zuschauer im Stadion sind, wegnimmt, dann auf alle Fälle. Wien ist das größte Tennisturnier Österreichs mit unglaublichen Stars. Wenn Dominic Thiem spielt, sind 10.000 Menschen in der Halle. Das ist schon genial.

Wo hört man neben Wien und Sturm noch Ihre Stimme?
SEIDL: Natürlich bei der Antenne Steiermark - das ist mein Hauptberuf. Aber hinsichtlich Sport-Events war ich auch schon bei einigen Geschichten am Red-Bull-Ring dabei, habe die Davis Cups in Graz und Salzburg sowie 2015 die Freestyle-WM am Kreischberg gemacht und war 2013 bei der Junioren-Biathlon-WM in den USA. Dazu noch ein paar Sachen im Golf.

Thomas Seidl im Stadthallen-Einsatz
Thomas Seidl im Stadthallen-Einsatz © GEPA pictures

Worin unterscheidet sich die Moderation eines Sturm-Spiels von einem Tennis-Match in der Stadthalle?
SEIDL: Bei Sturm gibt die Nordkurve den Ton an und macht die Stimmung. Da bin ich unter Anführungszeichen ja nur Beiwerk. In Wien bin ich hingegen gemeinsam mit unserem Team - da gehört der zweite Moderator Lukas Schweighofer, der DJ sowie unser Fan-TV-Team dazu - der Einpeitscher. Wir sind dafür zuständig, dass die Zuschauer richtig Gas geben. Da muss man ein gutes Feingefühl haben, wie man die Fans bei den Seitenwechseln bei Laune hält bzw. in Stimmung bringt. Wobei, wenn Dominic spielt, ist das quasi ein Selbstläufer. Nach seinem Sieg über Tsonga haben wir wie beim Fußball probiert, dass ich den Vornamen sage und die Fans darauf den Nachnamen rufen - das hat super funktioniert. Wenn Dominic spielt und die Leistung passt, funktioniert alles. Da braucht man dem Publikum nur einen kleinen Schubser geben.

Tennis galt eigentlich immer als der ruhigere, vornehmere Sport - jetzt herrscht zwischen den Seitenwechseln regelrecht Volksfeststimmung. Welche Reaktionen erhält man da von den Spielern und Fans?
SEIDL: Die Spieler haben sich noch nie beschwert. Wir müssen eben darauf achten, dass wir uns gut mit den Schiedsrichtern kombinieren. Wenn das "Time" kommt, sollten wir auf alle Fälle langsam ruhig sein und die Musik abdrehen. Wenn es zu viel wird, deuten die Schiedsrichter schon ab und zu, dass es jetzt reicht. Wir müssen auch darauf achten, dass wir nicht zu parteiisch sind. Letztes Jahr haben wir erstmals mit den Handy-Taschenlampen die Lichtwelle in der abgedunkelten Stadthalle gemacht. Fernando Verdasco war davon so begeistert, dass er auf der Bank sein Handy rausgeholt und ein Video gemacht hat. Da hat er dann vom Schiedsrichter einen Rüffel bekommen. Aber den Spielern taugt, was wir machen - und auch den Zuschauern. Da kommen schon ab und zu Leute zu uns her und sagen, dass sie es cool finden und es ihnen Spaß macht.

Seidl im Gespräch mit Ex-Ski-Ass Michael Kirchgasser
Seidl im Gespräch mit Ex-Ski-Ass Michael Kirchgasser © GEPA pictures

Was war das bisher größte Hoppala, das Ihnen in Wien passiert ist?
SEIDL: Das war gleich beim ersten Mal. Da hat mit Stefan Steinacher das Mikro in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle schnell die Schiedsrichter-Vorstellung machen. Die Halle war voll und ich sehr nervös und dann habe ich gesagt: ,Der Schiedsrichter, der die Partie pfeift...'. Stefan, der mich als den richtigen Mann für diesen Job vorgeschlagen hatte, hätte es zwischen lachen und weinen fast vom Sessel geworfen. Ich habe dann verlegen gemeint: ,Keine Sorge, ich kann das besser.' Aber so etwas passiert einem einmal und nie wieder. Das ist learning by doing.

Lernt man bei diesem Job auch die Sportler näher kennen?
SEIDL: Ja, schon. Vor allem die Österreicher, als ich die beiden Davis Cups moderiert habe. Wie etwa den Dennis Novak und den Oliver Marach. Das ist schon sehr cool.

Gibt es etwas, was Sie wahnsinnig gerne einmal moderieren würden?
SEIDL: Im Fußball natürlich das Champions-League-Finale oder die Weltmeisterschaft. Aber auch unser Nationalteam hätte einen sehr großen Anreiz. Das wäre auch etwas realistischer als Champions League und WM. Und im Tennis denke ich, dass unsere Art der Moderation auch sehr gut zum ATP-Finale in London passen würde.

War Moderator immer schon Ihr großer Berufstraum?
SEIDL: Sport hat in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt. Ich habe eine Skilehrer-Ausbildung und spiele nach wie vor Fußball - derzeit bei Kirchberg an der Raab in der Oberliga. Davor war ich beim GAK, auch in der Akademie, war aber für den Sprung zum Profi zu faul. Dann habe ich mir gedacht, ich will wenigstens etwas mit Sport und Medien machen und habe eine entsprechende Ausbildung gemacht.

Muss man für den Moderatoren-Beruf geboren sein?
SEIDL: Man kann es bis zu einem gewissen Grad lernen, aber man braucht auch Schlagfertigkeit und eine blöde Pappn.

Nah an den Superstars dran

Seidl ist aber nicht der einzige Steirer im Einsatz in Wien. Neben dem aus Graz kommenden Turnierdirektor des Stadthallen-Spektakels, Herwig Straka, kümmert sich Karlheinz Wieser als Pressechef um die Medien. 1993 gab der heute 51-Jährige beim WTA-Challenger-Turnier in Maria Lankowitz seine Premiere als Pressebetreuer, in der Stadthalle ist der Obersteirer seit 2013 dabei.

Wieser bei einer Pressekonferenz mit Dominic Thiem in der Stadthalle
Wieser bei einer Pressekonferenz mit Dominic Thiem in der Stadthalle © (c) Bildagentur Zolles KG (Christian Hofer)

"Mein Tag beginnt um 8 Uhr und endet um Mitternacht. Ab und zu geht es auch noch etwas länger", sagt der Steirer, der auch als Pressebetreuer für die ÖSV-Abteilungen Snowboard und Skicross verantwortlich zeichnet. In der Stadthalle ist Wieser, seines Zeichens eingefleischter Fußballfan,  das Bindeglied zwischen Spielern und Medien. "Ich liebe diese Arbeit, weil man sehr nah an den Superstars dran ist", betont der Leobener.

Wieser mit Roger Federer beim Mercedes-Cup in Stuttgart
Wieser mit Roger Federer beim Mercedes-Cup in Stuttgart © Privat