Bekleidet mit T-Shirt, kurzer Hose und Sportschuhen – das ist Jakob Pöltl pur. In diesem legeren Outfit fühlt sich der Wiener wohl und es zeugt von Authentizität, mit diesem Outfit zum Fotoshooting zu erscheinen. Am Ufer der Alten Donau genießt der 24-Jährige das Traumwetter in seiner Heimatstadt Wien. Gerade hat Pöltl seinen Heimaturlaub angetreten, nachdem er mit seinen San Antonio Spurs den Play-off-Einzug in der National Basketball Association (NBA) knapp verpasst hat.

Die neu gewonnene Freiheit in Österreich genießt der 2,13-Meter-Hüne in vollen Zügen. Kein Wunder, war er doch einige Wochen in der NBA-Blase in der Disney World Orlando eingesperrt. „Im Vergleich zum Lockdown, in dem ich mich monatelang allein in der Wohnung aufgehalten habe, war die Bubble für mich sogar ein Upgrade, weil ich da viel Zeit mit den Teamkollegen verbringen konnte“, sagt Pöltl. „Aber das Leben ist schon einseitig geworden. Jetzt freue ich mich sehr, Zeit mit meiner Familie verbringen zu können, noch dazu an der frischen Luft. Zwei Wochen rühre ich keinen Basketball an. Da sind im besten Fall Tretbootfahren und Tischtennis drin.“

Als „durchwachsen“ bezeichnet der Center, der „auf dem Papier noch immer die Los Angeles Lakers“ als Titelfavorit sieht, die abgelaufene Saison, in der seine persönlichen Leistungen vor allem zuletzt immer stärker wurden und er seinem Team zu defensiver Stabilität („Die Defensive ist meine größte Stärke“) verhalf. Ein Vorteil, da der Vertrag von Österreichs einzigem NBA-Spieler ausläuft. Da Pöltl „Restricted Free Agent“ ist, kann San Antonio mit jedem Angebot eines anderen Klubs gleichziehen. „Die wahrscheinlichste Variante ist daher schon ein Verbleib bei den Spurs. Wir haben eine gute junge Truppe. Hier kann schon etwas entstehen“, sagt der Hobbykoch, der sich bis Oktober gedulden muss, ehe über seine Zukunft entschieden wird. Ebenso unklar sieht die Zusehersituation aus. „Es weiß noch niemand, ob wir wieder vor Fans spielen dürfen. Mir wäre es viel lieber. Die virtuellen Fans waren schon sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn bei jedem Korb ein Knopf gedrückt wird und der Jubel mit zwei Sekunden Abstand ankommt, ist das nicht ganz so meine Sache.

Als Fußballkonsument verfolgt Pöltl am Sonntag gespannt das Champions-League-Finale zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Bayern – und hat auch einen persönlichen Favoriten. „Ich wünsche mir, dass die Bayern gewinnen, und tippe auch auf sie. Sie spielen einen sehr attraktiven Fußball und mit David Alaba ist noch dazu ein Österreicher bei ihnen dabei“, verrät der sympathische Riese. „Zu Paris habe ich gar keinen Bezug, mit denen kann ich nichts anfangen.“ Vielleicht zeigen die Bayern ja eine ähnlich entfesselte Vorstellung wie etwa im Viertelfinale beim 8:2 gegen Barcelona. Das würde auch dem aus der Blase „Entfesselten“ die basketballfreie Zeit weiter versüßen.