Knöpfchen, Drehregler, Schaltwippen. Die Möglichkeit, sich auf dem Tastenwerk eines modernen Formel-1-Lenkrads zu vertippen, ist durchaus gegeben. Rund 25 verschieden Tasten und Wippen gibt es. Nicht nur auf der Vorder-, sondern auch auf der Hinterseite. Zu den wichtigsten Knöpferln zählen die Bremseinstellung der Autos. Der Fahrer kann die Bremsbalance von vorne nach hinten verschieben oder umgekehrt, gleichzeitig kann die Stärke der Motorbremse beeinflusst werden. Und um Temperatur über die Bremswärme schnell in die Räder zu bekommen, gibt es, wie bei Mercedes, einen „magic button“. Er bewirkt eine extreme Verschiebung der Bremsbalance in Richtung Vorderachse. Genau den hat Lewis Hamilton beim Re-Start in Baku erwischt, als er mit blockierten Vorderrädern in den Notausgang rutschte. Ein Fehler aus Schusseligkeit in der Hitze des Gefechts. Kann passieren, sollte aber natürlich nicht. Vor allem einem begnadeten Fahrer wie Lewis Hamilton.
Darüber hinaus gibt es Tasten für das Differenzial, Einstellungen für die Power Unit, für die angezeigten Daten auf dem Bildschirm, für den Funk und für das Tempolimit in der Boxengasse. Selbst das DRS, die verstellbare Heckflügelklappe wird am Lenkrad gesteuert. Die häufigsten verwendeten Funktionen sind natürlich der Gangwechsel und die Lenkung selbst. Wo aber getrickst wird. Im Vorjahr konnte Lewis Hamilton das Lenkrad sogar heranziehen, um die Spur der Vorderachse zu verändern. 2020 noch ein genialer Trick, die Reifen auf Temperatur zu halten, heuer längst verboten.
Hauptsächlich besteht ein Formel-1-Lenkrad aus Kohlefaser, aber auch Titan und Kupfer werden verwendet. Jedes Team baut im Grunde sein eigenes Lenkrad, nur das zentrale Display ist einheitlich. Und natürlich gibt es Hilfestellungen, um im Rennen, auf besonders welligen Strecken, trotz eventueller Vibrationen nicht einen falschen Knopf zu erwischen. Sie müssen mit relativ viel Kraft ausgelöst werden und geben dem Fahrer beim Einrasten eine Rückmeldung. Selbst wenn wirklich unbemerkt eine falsche Taste betätigt wird, ist das sofort auf den Computern in der Box ablesbar.
Und weil so ein Computer-Lenkrad eine Einzelanfertigung ist, verschlingen Entwicklung, Design und Produktion Unsummen. Bis zu 60.000 Euro wird heute geschätzt. Also ein ziemlich wertvolles Teil an so einem Auto.