Im Rahmen der Hauptversammlung in Velden geht am Sonntag die über zwölfjährige Amtszeit von Leo Windtner als Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) offiziell zu Ende. Zu seinem Nachfolger wird der 65-jährige Burgenländer Gerhard Milletich gekürt, der sich bei der entscheidenden Wahlausschusssitzung am 11. September im zweiten Wahlgang gegen Roland Schmid durchgesetzt hat und Österreichs größten Sportfachverband für vier Jahre leiten wird.

Ohne Nebengeräusche wird der Amtsantritt von Milletich aber nicht erfolgen. Die Landesverbandspräsidenten aus Salzburg und Tirol, Herbert Hübel und Josef Geisler, die zuvor Schmid unterstützt hatten, meldeten nun in den "Salzburger Nachrichten" und der "Tiroler Tageszeitung" öffentlich Zweifel an Milletich an. Dabei geht es darum, dass der Unternehmer im Jahr 2007 als Parndorf-Obmann den damaligen Trainer Andreas Heraf nicht beim Klub, sondern bei seinem Verlag angemeldet hatte.

Milletich meinte dazu in einer Stellungnahme gegenüber der APA: "Das war ein ganz normales Dienstverhältnis im Verlag, alles war korrekt und legal. Heraf wurde für den Klub freigestellt, das war nichts anderes als ein Sponsorbeitrag des Verlagshauses für den Verein." Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, betonte Milletich.

Bundesliga übt sich in Zurückhaltung

Trotz der Skepsis der "West-Achse" Tirol und Salzburg, die in den vergangenen Jahren auch des Öfteren gegen Windtner aufbegehrt hat, wird es an der Wahl des Burgenländers wohl nichts zu rütteln geben. Damit kurzfristig ein weiterer Kandidat zur Präsidentenwahl zugelassen wird, wäre im Vorfeld nämlich eine Zweidrittel-Mehrheit nötig.

Jeder Landesverband verfügt über eine, die Bundesliga über vier Stimmen - daher müsste etwa die Bundesliga gemeinsam mit fünf Landesverbänden gegen Milletich vorgehen. In der ersten Wahlausschuss-Abstimmung hatten neben Tirol und Salzburg auch Oberösterreich und die Steiermark sowie die Bundesliga gegen Milletich votiert.

In der zweiten Abstimmung wanderten die Stimmen der Liga und der Steiermark zu Milletich, weil zuvor die Mehrheit der Landesverbände für den Burgenländer gewesen war. Die Liga hatte schon im Vorfeld betont, in der ÖFB-Präsidentenwahl nicht das Zünglein an der Waage sein zu wollen und wird ihre Zurückhaltung wohl auch bei der Hauptversammlung beibehalten.

Hält Milletich an Franco Foda fest?

Bereits am Tag vor der Präsidentenwahl steigt ebenfalls in Velden eine Präsidiumssitzung, in der es auch um die Fixierung des Trainingszentrums und der neuen Geschäftsstelle des ÖFB geht. In dieser Angelegenheit wurde von Windtner ganz klar der Standort Wien-Aspern bevorzugt, auch Milletich präferiert die Umsetzung des Vorhabens im Stadtentwicklungsgebiet. Die Finanzierung ist weitgehend geklärt - die Kosten von rund 60 Millionen Euro sollen sich Bund, Stadt und ÖFB zu je einem Drittel teilen -, daher ist ein Beschluss am Samstag durchaus denkbar.

Ebenfalls breiten Raum wird die Diskussion um Teamchef Franco Foda einnehmen. Unmittelbar nach seiner Designierung hatte Milletich den Deutschen infrage gestellt und von der Suche nach Alternativen gesprochen, allerdings ist es alles andere als ausgeschlossen, dass Foda nicht nur bei den beiden November-Spielen, sondern auch im WM-Play-off im März 2022 auf der ÖFB-Bank sitzt.

Hintergrund ist, dass der Vertrag des 55-Jährigen und seines Betreuerteams bis zum Ende der WM-Qualifikationsphase läuft und sich im Falle einer Teilnahme an der WM in Katar automatisch bis Jahresende 2022 verlängert. Sollten Foda und seine Kollegen vor dem Play-off freigestellt werden, könnten sie argumentieren, dass mit ihnen das WM-Ticket gelöst worden wäre. Daher wäre der ÖFB möglicherweise zu Gehaltszahlungen für Foda und seine Kollegen bis Ende 2022 verpflichtet, selbst wenn es Fodas Nachfolger nicht zur WM schaffen sollte.