Früher war alles anders oder zumindest so manches. Da gab es die programmierbaren Ergebnisse, und die Frage drehte sich beim Thema Groß gegen Klein lediglich um das Ausmaß des Erfolges. Ein Unentschieden war eine Sensation und ein Resultat wie jenes leidige 0:1 von Österreich gegen Färöer anno 1990 praktisch so unmöglich, dass es Jahrzehnte danach noch nicht vergessen ist.

Doch die Zeiten haben sich geändert, die früher als "Zwerge" Diffamierten sind gewachsen, genießen mittlerweile eine qualifizierte Ausbildung und auch entsprechendes Training und weigern sich immer hartnäckiger, den arrivierten Nationen nur mehr als Opferlämmer zur Verfügung zu stehen. Die Ergebnisse des ersten Spieltags der WM-Qualifikation bestätigen die Annäherung der einst chancenlosen Außenseiter.

Europameister Portugal mühte sich zu einem mageren 1:0-Heimerfolg über Aserbaidschan und benötigte dafür sogar ein Eigentor, Österreich-Gegner Färöer erreichte ein 1:1 in Moldawien und die Spanier kamen gegen die in der Nations League der C-Kategorie zugehörigen Griechen nur zu einem 1:1. Im Grunde wäre nur noch eine Pleite gegen den letzten verbliebenen Prügelknaben San Marino eine unverzeihliche Peinlichkeit.

Das Ausland ruft

Wie aber schaffen es die krassen Underdogs in nun schon äußerst unbequemer Regelmäßigkeit, die früher problemlos bewältigten Pflichtaufgaben in mitunter extrem harte Prüfungen ausarten zu lassen? Eine Antwort liegt in der zunehmenden Professionalisierung und Internationalisierung. Auch die besten Talente der kleinsten Länder versuchen inzwischen ihr Glück im Ausland.

Österreichs aufstrebender Nationalteamkicker Christoph Baumgartner, der als einer der von Teamchef Franco Foda für das Färöer-Match vermehrt ins Spiel gebrachten kreativen Köpfe gilt, ist auf schwierige Strafraumbedingungen vorbereitet und glaubt auch zu wissen, warum. "Diese Mannschaften sind oft sehr gut strukturiert, sie verteidigen mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, da fällt es schwer, die nötigen Räume zu finden."

Der ÖFB-Teamchef hat den Gegner natürlich unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die Färinger "sehr gut organisiert" sind, kein wilder Haufen also, was sich in der jüngeren Vergangenheit auch in herzeigbaren Erfolgen niederschlug. So gelang der Gruppensieg in der D-Kategorie der Nations League und dies ohne Niederlage. "Es ist eine Mannschaft, die versucht, Fußball zu spielen", meint Foda. Das wollen gewiss alle, soll aber lediglich heißen, dass diese Teams die pubertäre Phase des bloßen Ball-Wegschlagens längst überwunden haben.

Keine Ausreden

Dies alles darf aber natürlich nicht als mögliche Ausrede für ein unvermutetes Abgleiten ins Niemandsland herhalten. "Bei allem Respekt, wir wollen zur WM, da zählen nur die drei Punkte." Ein Selbstläufer wird es nicht. "Wir müssen das Tempo hochhalten, Geduld haben und dürfen keine Sekunde nachlassen", sagt Foda. Baumgartner ergänzt: "Wir müssen zu 100 Prozent konzentriert bleiben." Das kann den Spielern gegen einen leichter zu unterschätzenden Gegner bisweilen schwerfallen.

Und doch ist nicht nur ein Sieg allein von Bedeutung, denn auch die Höhe des Erfolges könnte am Ende eine maßgebliche Rolle spielen. Bei Punktegleichheit entscheidet in der WM-Qualifikation im Gegensatz zur EM-Bewerbung nicht das direkte Duell, sondern das Torverhältnis. Eine frühe Führung wäre in diesem Zusammenhang am Sonntag kein Nachteil.