"Wir müssen endlich voll anschreiben", hat Kapitän David Sencar vor dem Spiel gegen den FC Liefering gemeint, in dem er zum 415. Mal für den KSV auflief. "Schön und locker spielen geht nicht, das ist Abstiegskampf. Wir müssen um jeden Zentimeter kämpfen und in jeden Zweikampf gehen, als wäre es der letzte." Sencar nennt die Dinge also beim Namen, mit nur zwei Punkten aus acht Spielen stand man bereits vor diesem Spieltag sieglos am Tabellenende der 2. Liga.

Gegen den Zwölften aus Salzburg starteten die Gastgeber dementsprechend auch druckvoll und kamen bereits in den Anfangsminuten zur ersten großen Chance. Nach einer Ecke von Lukas Skrivanek hatte Liefering-Torwart Daniel Antosch plötzlich aus fünf Metern einen Kapfenberger vor sich, der junge Goalie warf sich aber in den Schuss und konnte sensationell parieren. Das war es aber auch schon mit dem guten Beginn der Falken und die Gäste übernahmen zunehmend das Kommando.

Liefering-Doppelschlag in erstem Durchgang

Nur kurz später spielte Karim Adeyemi einen herrlichen Pass auf Jungmin Kim, der verzog aber aus aussichtsreicher Position alleine im Strafraum. Außenverteidiger Kilian Ludewigs Schuss aus der Distanz strich kurze Zeit später nur knapp an der Stange vorbei. Aber bereits nach 16 Minuten machten die Salzburger die steirischen Hoffnungen auf Punktezuwachs zunichte. Csaba Bukta tankte sich an der Eckfahne sehenswert durch, spielte den Ball zur Mitte und Adeyemi kam aus wenigen Metern alleinstehend vor Patrick Krenn zum Abschluss. Der Torwart kam zwar noch mit der Hand an den Ball, der Schuss fiel aber zu wuchtig aus.

Jungmin Kim erzielte den zweiten Treffer des Spiels
Jungmin Kim erzielte den zweiten Treffer des Spiels © (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Michael Meindl)

Sechs Minuten später schossen die Falken den vermeintlichen Ausgleich, ein Sencar-Treffer wurde aber wegen Handspiels aberkannt. Quasi im Gegenzug machte Kim schon in der ersten Hälfte alles klar, lief ohne Gegenwehr durch die Hälfte der Kapfenberger und schloss außerhalb des Strafraums flach ins linke Eck ab. Bei beiden Verlusttreffern offenbarte sich dabei die wohl größte Schwäche der Rot-Weißen, die beim ersten Gegentreffer beinahe dilletantisch verteidigten und beim zweiten Tor schlicht zu weit weg vom Mann standen. Bereits vor diesem Spiel erhielten die Steirer 21 Gegentore, dazu gesellte sich die magere Ausbeute von nur acht geschossenen Treffern. Das Ergebnis ist die schlechteste Tordifferenz der Liga.

Kapfenberg in zweiter Hälfte verbessert

Zur Halbzeit reagierte Trainer Kurt Russ und nahm die blassen Leo Mikic und Illya Zubkov aus dem Spiel. Der mit einem grippalen Infekt angeschlagene Ibrahim Bingöl und der Torschütze des Cup-Erfolgs gegen Mannsdorf, Marvin Hernaus, kamen in die Partie. Auch in den zweiten Spielabschnitt starteten die Gastgeber zunähcst gut und hatten durch Skrivanek die große Möglichkeit auf den Anschlusstreffer. Allein vor dem Torhüter fehlte im aber die Coolness beim Abschluss. Kurz später klatschte eine abgefälschte Flanke an die Oberseite der Lieferinger Latte.

Lukas Skrivanek vergab eine der besten Chancen der Kapfenberger
Lukas Skrivanek vergab eine der besten Chancen der Kapfenberger © (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Michael Meindl)

20 Minuten vor Schluss klärten die Gastgeber zunächst in höchster Not zur Ecke, im Anschluss an diese kam Bukta im Sechzehner zum Abschluss, den Krenn aber festhalten konnte. Ein Sencar-Distanzschuss konnte ebensowenig etwas am Ergebnis ändern wie eine hochgefährliche Hereingabe eine Viertelstunde vor Ende, welche die Liefering-Verteidiger gerade noch so abgrätschen konnten. Auch die letzte Chance gehörte noch den Falken, Liefering-Verteidiger Amar Dedic konnte einen KSV-Kopfball aber von der Linie kratzen.

Die Falken präsentierten sich in der zweiten Halbzeit zwar verbessert, für Punkte reichte die Darbietung aber nicht. Nach dem Kantersieg (4:1 gegen den FAC) der Young Violets, die bis vor diesem Spieltag auch nur zwei Punkte am Konto hatten, müssen die Kapfenberger nun die Last der Roten Laterne ganz alleine tragen und aufpassen, dass das Jubiläumsjahr nicht noch ein ganz bitteres in der Vereinsgeschichte wird. Liefering hingegen verbessert sich nach dem Sieg vorläufig auf den siebten Tabellenrang.

Aufstellung Kapfenberger SV:

Krenn - Seidl, Steinlechner, Horvat, Lang - Sencar, Makovec - Skrivanek - Mensah, Zubkov, Mikic