Die Frage, wer sich den Meistertitel in der Bundesliga holt, dürfte sich in Anbetracht der jüngsten Erfahrungswerte auch in dieser Saison nicht stellen. Das schließt allerdings nicht aus, dass Salzburg in einem Spiel zu knacken ist. Der SK Sturm zeigte es gestern wieder einmal vor, wie man den Bullen die Hörner stutzt. Das hatte mit einer mannschaftlichen geschlossenen Ausnahmeleistung zu tun und mit einem überragenden Rasmus Höjlund, der beide Tore beim 2:1-Heimsieg beisteuerte. "Schön, dass wir ihnen richtig eingeschenkt haben. Gegen so einen Gegner macht es besonders Spaß, zu treffen", sagte der 19-Jährige nach seinem zweiten Bundesliga-Doppelpack.

Die Grazer übernahmen beim Heimdebüt vor 12.317 Zusehern in der Grazer Merkur-Arena von Beginn an das Kommando. Im Vergleich zum 1:1 beim WAC wechselte Trainer Christian Ilzer an zwei Positionen. Für den gesperrten David Affengruber rückte Alexandar Borkovic in die Innenverteidigung. Auf der linken Abwehrseite ersetzte Amadou Dante Neuzugang David Schnegg. Und Dante sollte es auch sein, der mit einer abgerissenen Flanke auf die Latte die erste Topchance hatte (8.). Nur kurze Zeit später wehrte Salzburg-Torhüter Köhn eine abgerissene Flanke von Höjlund über die Latte und Jon Gorenc Stankovič köpfelte am langen Eck neben das Tor (9.).

In der 23. Minute erhoben sich die Sturm-Fans und sangen lautstark. Höjlund attackierte in seiner gewohnt unwiderstehlichen, wuchtigen Art Köhn, der einen Rückpass von Bernardo nicht bändigen konnte. Höjlund rutschte in vollem Lauf, war als erster am Ball und beförderte diesen über die Linie zum 1:0. Manprit Sarkaria (35., 36.) scheiterte knapp. So ging Sturm hochverdient in die Pause, weil die Steirer dem Meister keine Luft zum Atmen ließen, keine einzige Torchance zuließen, und zwar individuell auf einigen Positionen im Hintertreffen, aber als Mannschaft haushoch überlegen waren.

Siebenhandl entschärfte Seiwald-Schuss

In dieser Tonart ging es nach der Pause weiter. Bei einem mustergültigen Konter zeigte Höjlund, warum Sturm für ihn tief in die Tasche griff – und er auch nicht ewig in Graz bleiben dürfte. Der Däne zog einen Sprint aus der eigenen Hälfte an, ließ Nicolas Capaldo wie einen Hydranten stehen und drückte das Spielgerät wie "Danish Dynamite" unter die Latte. Das 2:0 des 19-Jährigen ließ das Liebenauer Stadion völlig ausrasten.

Die schon erwähnte individuelle Klasse kam bei Salzburg von der Bank in Form von Ulmer, Kjaergaard, Koita und Adamu. Bei Sturm ließ vor allem Joker Demaku Mängel erkennen. Seinen Stellungsfehler nutzte Kjaergaard zum Anschlusstreffer. Dass es beim 2:1 für die Steirer blieb, war Torhüter Jörg Siebenhandl zu verdanken, der einen Weitschuss von Seiwald in der Schlussminute über die Querlatte lenkte.

Somit liegen die Schwarz-Weißen an der Tabellenspitze. Die Generalprobe für das Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation am Mittwoch in Lodz gegen Dynamo Kiew glückte perfekt.