Genau 100 Jahre ist es her, als Richard Girulatis in einem Buch den Satz „Elf Freunde müsst ihr sein, um Siege zu erringen“ populär gemacht hat. Beim SK Sturm, bei dem die Stimmung in der Kabine im Vergleich zur Vorsaison wie ausgewechselt ist, heißt es seit dieser Saison „Elf Honigdachse müsst ihr sein ...“ – zumindest, wenn es nach Co-Trainer Uwe Hölzl geht. „Der Honigdachs ist das furchtloseste Tier der Welt, aber auch sehr schlau. Das ist schon eine sehr gute Basis“, erklärt der 51-Jährige, der bei den Grazern eine wichtige Rolle innehat.

Hölzl fungiert als „Anheizer“ vor dem Spiel: „Ich beobachte in der gesamten Trainingswoche genau, was die Mannschaft braucht. Dann schaue ich mir an, gegen wen wir spielen und versuche mit Bildern zu arbeiten, um die Mannschaft komplett zu fokussieren. Kurz bevor wir auf das Spielfeld gehen, übernehme ich für eine Minute das Wort.“

Honigdachs
Honigdachs © (c) mgkuijpers - stock.adobe.com

Dabei kommt der Honigdachs ins Spiel. Die Sturm-Mannschaft bekam schon ein Video präsentiert, bei dem Hölzl das – wie sollte es anders sein – schwarz-weiße Raubtier vorgestellt hat. Legendär wurde das Tier, als ein Kabinenmitschnitt von Hölzl – noch als WAC-Co-Trainer – publik wurde, in dem er die Kärntner vor dem Spiel gepusht hat. „Ich habe schon davor viel gehört, aber das war wirklich ein Wahnsinn. Da sind einige gelegen vor lauter Lachen. Uwe sorgt wirklich für super Stimmung“, sagt etwa Ivan Ljubic, der zuletzt drei Bundesliga-Tore in Serie erzielt hat.

Co-Trainer Uwe Hölzl (links) im Gespräch mit Jon Gorenc-Stankovic
Co-Trainer Uwe Hölzl (links) im Gespräch mit Jon Gorenc-Stankovic © (c) GEPA pictures/ Hans Oberlaender

Keineswegs monoton will Hölzl sein Einsatzgebiet interpretieren. „Da gibt es schon ein breites Repertoire. Auch ein Pistolenkrebs ist schon einmal vorgekommen. Der ist auch beeindruckend, weil er mit einer Schere Luftblasen erzeugt, die mit einem Knall implodieren und die Opfer dadurch betäuben, während man sie mit der anderen Schere festhält“, sagt der routinierte Coach. „Aber es sind nicht immer Tiere, die im Mittelpunkt stehen. Auch ein Postauto habe ich schon einmal verwendet. Da hat das Motto gelautet, dass wir liefern müssen. Wichtig ist, dass alles einen Hintergrund hat und eine gesunde Balance aus Ernst und Spaß vorherrscht.“

Ex-Spieler als Ideengeber

Ausgerechnet ein ehemaliger Spieler von Hölzl hat seinen Beitrag geleistet, dass der Honigdachs seinen „Durchbruch“ gefeiert hat. „Als ich Trainer von Hartberg in der Regionalliga war, hat mein Spieler Thomas Schönberger in einer Dokumentation den Honigdachs entdeckt. Ich war sofort begeistert“, sagt der sympathische Oststeirer. „Der stellt sich einfach Löwen oder Schlangen in den Weg. Das braucht auch jeder Spieler: Respekt vor allen, aber keine Angst.“

Für Sturm-Kapitän Stefan Hierländer ist Hölzl ein ganz wichtiger Bestandteil. „Er ist so authentisch und hat für jeden Spieler ein offenes Ohr. Durch seine Erfahrung hat er auch das Gefühl, was jeder einzelne Spieler braucht. Für mich ist er wie eine Art Mentaltrainer, weil er die Gabe hat, uns wirklich unheimlich pushen zu können. Er bringt immer gute Stimmung rein“, spart der 29-Jährige nicht mit Lob. „Und es sind genau diese kleinen Mosaiksteinchen, die dafür verantwortlich sind, dass bei uns eine Aufbruchstimmung herrscht und das Selbstvertrauen zurückgekehrt ist.“

Nagelneue Ansprache gegen den LASK

Ein echter Gradmesser wartet heute (17 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den LASK, der am Donnerstag in der Europa League mit dem 4:3 über Rasgrad aufzeigte, aber heuer noch keinen Auswärtssieg in der Bundesliga feiern konnte. Hölzl hat vorgesorgt: „Ich habe etwas Neues vorbereitet. Ich hoffe, es passt punktgenau und wir bleiben weiter ungeschlagen.“