Herr Wolf, Sie haben als Bub beim Sturm-Nachwuchs angefangen. Jetzt sind Sie wieder zurück in Graz. Schon eingelebt?

PATRICK WOLF: Naja. Ich habe vor zwei Wochen am Donnerstag den Vertrag unterschrieben, bin am Freitag von Wiener Neustadt weg, am Montag ging's in die Türkei zum Trainingslager und jetzt bin ich seit Montag in Graz. Ich wohne noch bei den Eltern, bin auf Wohnungssuche. Eingelebt also noch nicht wirklich. Aber mir taugt's schon voll.

Was ist so toll?

WOLF: Ich bin beim geilsten Klub von Österreich. Mit den geilsten Fans. Ich freue mich schon so auf die Spiele in der UPC Arena. Da ist endlich was los! Und dann ein Tor vor der Fankurve schießen ... Wahnsinn.

Wird es heuer viele Tore geben?

WOLF: Das hängt davon ab, wie wir in die Saison starten. Sturm spielt aber immer um den Meistertitel, immer ganz vorne. Und mein Vertrag geht über dreieinhalb Jahre. In dieser Zeit will ich jede Menge Titel machen.

Ist es schwierig, im Winter zu einer eingespielten Truppe zu stoßen?

WOLF: Ich bin da nicht so. Außerdem kenne ich ja viele aus meiner Jugendzeit. Salmutter, Ehrenreich, Kienzl, Weber, Gratzei und Haas. Ich meine, der Haasi. Damals in der Champions League war ich Ballbub und hab ihm den Ball gebracht. Ich werde das nie vergessen. Sturm ist für mich eine Herzensangelegenheit. Hier habe ich als Bub gespielt. Das ist halt mein Verein.

Sie kamen als Verstärkung. Ist Ihnen das Stammleiberl ganz sicher?

WOLF: Hier kämpft jeder um sein Leiberl. Von Spiel zu Spiel. Garantie gibt es keine. Für niemanden. Ich bin so etwas gewöhnt. Hab schon viel erlebt.

Sie sind als Kicker quer durch Österreich gewandert. Kärnten, Ober- und Niederösterreich, Grazer Unterligaklubs waren auch dabei. War die Leidenschaft immer so groß?

WOLF: Nein. Ich wollte schon einmal aufhören. Damals war ich 18. Mir hat's keine Freude mehr bereitet. Bei Sturm hatten die Jungen keine Chance, da hab ich aufgehört. Außerdem wollte ich am Wochenende fortgehen.

Was geschah dann?

WOLF: Verwandte und Freunde haben mich nach fast zwei Jahren Lethargie überredet, wieder mit dem Kicken anzufangen. Ich hab damals in der Unterliga gekickt, dann kam ich zu Gratkorn und wir sind aufgestiegen. Plötzlich waren wir im Fernsehen. Da hat mich die Lust wieder gepackt. Ich war damals Straßenkehrer bei der Gemeinde.

Tatsache?

WOLF: Ja, ich bin gelernter Kfz-Mechaniker, in Eggenberg aufgewachsen. Hab auf dem Vinzi-Platz jeden Tag gekickt. Dann war ich bei der Post, später Straßenkehrer. Ich bin ein Hackler. Deshalb mag ich die Fans auch so. Ich verstehe die Leute. Ich hab immer geschöpft.

Sie sind 29. Wie geht's nach der Kickerkarriere weiter?

WOLF: Ich werde Trainer (lacht). Nein, das ist die Standard-Antwort, ich weiß. Es wäre auch okay, wenn ich nachher wieder hackeln geh. Irgendwas.

Hat es eigentlich geschmerzt, gegen Holland nicht im Nationalteam gewesen zu sein?

WOLF: Das bin ich schon gewohnt. In Wiener Neustadt hatte ich keine Lobby. Ich hab zweimal im Team gespielt, einmal davon schlecht. Beim dritten Mal saß ich auf der Bank. Das war's. Bei Sturm will ich mich wieder zurück ins Rampenlicht drängen. Denn für Österreich spielen, dieses Leiberl anhaben, das ist schon eine Riesenehre. Ich bin Patriot. Bin stolz drauf.

Ist die Nicht-Einberufung Ihre größte Niederlage?

WOLF: Die härteste Zeit hatte ich in Ried. Da hat der Trainer zu mir gesagt: Warum bist Fußballer geworden? Es gibt so viele schöne Berufe. So etwas kränkt. Aber ich habe seit 14 Jahren eine Freundin, meine Jugendliebe Tanja. Die mag mich wirklich.

Werden die Grazer Sie mögen?

WOLF: Ich weiß, dass ich polarisiere. Die Rapidler hassen mich. Wahrscheinlich deshalb, weil ich sie brutal ausgespielt habe. In Graz bin ich daheim. Hier kennen mich die Leut'.

Also wie müsste nun Ihre Story lauten?

WOLF: Vom Straßenkehrer ins Nationalteam. Genauso war es auch.