Salzburg ist Ihre erste Station als Cheftrainer bei einem Erstligisten. Das hat es vor Ihnen in Salzburg noch nie gegeben. Wussten Sie sofort, dass Sie bereit dafür sind?
Marco Rose: Ja. Ich habe vorher schon gehofft, dass der Verein mich in Betracht zieht. Dass es so gekommen ist, hat mich dann natürlich gefreut. Ich wollte den nächsten Schritt machen.

Sie gewannen mit der U19 der Salzburger die Youth League. War das Ihr persönliches Plus, das sie für den Job bei der Kampfmannschaft auszeichnete?
Ich glaube schon, dass das in der Entscheidungsfindung mitgeholfen hat. Wenn man solche Titel holt, auch wenn es im Nachwuchs ist, macht das schon auch aufmerksam. Nicht nur in Salzburg, auch anderswo.

Statt Youth League heißt es nun Champions League. Kann Salzburg gegen Hibernians nur noch verlieren?
"Man kann nur verlieren" klingt, als könne man eh alles mit links machen. Aber das wird erstens dem Gegner nicht gerecht und zweitens auch nicht der Leistung meiner Mannschaft. Weil das was sie im Hinspiel geleistet hat, war richtig gut. Wir brauchen zuhause nochmals eine gute Leistung, um keine böse Überraschung zu erleben.

Das neue Salzburger Trainerteam: Marco Rose mit seinen Assitenten Alexander Zickler, Rene Maric und Rene Aufhauser (von links)
Das neue Salzburger Trainerteam: Marco Rose mit seinen Assitenten Alexander Zickler, Rene Maric und Rene Aufhauser (von links) © GEPA pictures

Von Salzburg wird stets das Maximum erwartet. Nicht nur international, vor allem auch national. Stört Sie die öffentliche Wahrnehmung, in Salzburg ginge alles leicht von der Hand?
Die meisten vergessen, wie viel Arbeit dahinter steckt. Es ist nicht so, dass wir 'schnips' machen und dann passiert das einfach so. Auch wir verlangen von uns das Maximum, das haben Sie sehr gut ausgedrückt. Aber man darf nie davon sprechen, dass wir was mit links machen. Das gibt es heutzutage ganz selten. Denn da steckt ganz viel Aufwand dahinter.

Gab es der Aufgabe einen besonderen Reiz, dass Sie immer die höchsten aller Ziele haben?
Absolut. Das macht es extrem spannend für alle die hier arbeiten. Wir haben einen hohen Anspruch, dem wir versuchen, gerecht zu werden. Aber nochmals, das ist harte Arbeit. Nicht immer wird die Sonne scheinen, auch nicht in Salzburg.

Denken Sie, dass hinsichtlich der erstmaligen Champions-League-Qualifikation erstmals die Sonne in Salzburg scheint?
Wir wünschen es uns alle. Erst müssen wir gegen Hibernians bestehen, dann wartet vermutlich Rijeka. Wir werden es mit allem was wir haben probieren. Um auch den österreichischen Fußball so weit wie möglich zu bringen.

Was Ihre Aufgabe erschwert, ist, dass Salzburg starke und gefragte Spieler hat. Leistungsträger müssen oft gehen.
Wenn wir über das Thema Champions League sprechen und über unsere Ziele, dann vergessen das die meisten Menschen. Das finde ich aber gar nicht so schlecht. Doch von mir wird man nie hören, dass wir diesen oder jenen nicht mehr haben und daher unsere Ziele nicht erreichen können. Ich habe nach vier Wochen ein gutes Gefühl, was unser Team betrifft.

Fünf Fußballer haben den Verein verlassen, zwei Neue sind gekommen, zudem wurden vier Rohdiamanten von Liefering hochgezogen. Hinzu kommen einige Leihgeschäfte. Vernehmen Sie einen Umbruch?
Ich empfinde es nicht als Umbruch. Es mag so sein, dass es von außen so empfunden wird. Das Grundgerüst der Mannschaft ist geblieben.

Teil des neuen Trainerteams ist auch Taktikfuchs Rene Maric. Er ist mit nur 24 Jahren Ihr Co-Trainer. Was zeichnet ihn aus?
Ihn zeichnen die analytischen Fähigkeiten aus. Ich hatte ihn schon ein Jahr als Co-Trainer und es hat auch menschlich gut gepasst, was auch wichtig ist. Er ist eine Vertrauensperson für mich geworden.

Kann es in Salzburg einen Generationenwechsel geben? Bedingt auch dadurch, dass sie die Jungen richtig gut kennen und sie vielleicht Bundesliga-Luft schnuppern dürfen?
Die Chance ist da. Der Weg bei uns ist gut, über Liefering sich an den Erwachsenenfußball zu gewöhnen. Aber es geht nur über Leistung. Es gibt für mich kein jung, alt, erfahren, unerfahren. Für mich gibt es das was auf dem Platz passiert. Man soll den Jungen natürlich die Chance geben, sich zu beweisen. Aber geschenkt bekommen sie das nicht.

Oliver Filip, mittlerweile Spieler des SK Sturm, kennen Sie besonders gut. Was können Sie über ihn erzählen?
Er ist ein talentierter, junger Spieler und sehr ehrgeizig. Er hat sich gut entwickelt, er ist schnell, profitiert von seiner Dynamik und von Tempo. Und er weiß wo das Tor steht, das hat er in der Youth League gegen Paris SG gezeigt (Anm.: Filip erzielte drei Tore). Ich wünsche ihm alles Gute in Graz, außer vielleicht wenn er gegen uns spielt.

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