Während die Spanier dem fünften Triumph im zweitwichtigsten Fußball-Europacup-Bewerb näher rückten, gab es für Marcel Sabitzer und Co. nach dem Viertelfinal-Out Spott und Hohn. "Das war eine Katastrophe", schrieb das Boulevardblatt "The Sun".

Beim "Independent" war zu lesen: "Manchester Uniteds desaströser Abend für das Katastrophen-Paar". Gemeint waren damit Kapitän Harry Maguire, der mit einem Ballverlust das frühe 0:1 von Youssef En-Nesyri einleitete (8.), und Goalie David de Gea, der vor En-Nesyris zweitem Treffer bei einem Klärungsversuch mit dem Fuß gehörig patzte (81.). Dazwischen hatte Loic Bade (47.) getroffen, auch da hatte der Schlussmann nicht gut ausgesehen. "Wenn du solche Fehler machst, ist es schwer, ein Fußballspiel zu gewinnen. Solche Fehler dürfen auf dem Niveau einfach nicht passieren", wusste Trainer Erik ten Hag.

Das war aber nur einer von mehreren Kritikpunkten, die der Niederländer ins Treffen führte. "Sevilla hat mehr Leidenschaft und Siegeswillen gezeigt, das ist nicht akzeptabel", betonte Ten Hag. Der 53-Jährige war ziemlich zerknirscht. "Es war eine große Gelegenheit, ein Viertelfinale in Europa. Eine großartige Gelegenheit, etwas zu gewinnen. Und wir geben es weg. Wir sind selbst schuld."

Das betraf aber nicht nur das Rückspiel. Schon im Hinspiel im Old Trafford Stadium hatten die Engländer leichtfertig eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben. Nach dem Doppelpack von Sabitzer war es nach zwei Eigentoren in der Schlussphase nur ein mageres 2:2 geworden. Auch deshalb kommentierte der "Guardian": "Geschichte wiederholt sich: Beim ersten Mal als Tragödie, beim zweiten als Farce."

Marcel Sabitzer diesmal blass

Im Gegensatz zur vergangenen Woche konnte der rechtzeitig genesene Sabitzer diesmal der Partie bis zur Auswechslung in der 68. Minute nicht seinen Stempel aufdrücken. Das gelang allerdings keinem Akteur seines Teams. Zeit, um Trübsal zu blasen, bleibt allerdings nicht. Schon am Sonntag geht es im Londoner Wembley Stadium gegen Brighton & Hove Albion um den Einzug ins FA-Cup-Finale, in dem es zu einem Manchester-Derby kommen könnte. Meister ManCity tritt am Samstag als Favorit gegen Zweitligist Sheffield United an.

United-Mittelfeldspieler Christian Eriksen blickte dem Cupspiel nach einem "schlechten Tag" positiv entgegen. "Es ist eine große Enttäuschung, aber in drei Tagen wartet das nächste wichtige Spiel und ich bin sicher, dass wir da bereit sein werden. Wir wollen beweisen, dass wir es besser können und den Fans und dem Klub etwas zurückgeben." Darauf hofft auch Ten Hag. "Jeder kann einen höheren Standard von Manchester United erwarten. Wir müssen uns besser präsentieren", forderte der Coach, der nach dem Triumph im Ligacup Ende Februar auch im FA-Cup den Pokal in die Höhe stemmen möchte.

Sevilla hingegen kann eine schwache Saison nur noch europäisch retten. Der Europa-League-Champion von 2014, 2015, 2016 und 2020 wuchs im Lieblingsbewerb auch dank der Unterstützung der Heimfans über sich hinaus. In der Liga sind die Spanier nur Tabellen-13., ein Europacup-Startplatz für kommende Saison kann da nur noch mit dem Europacup-Triumph erreicht werden. "Es war eine Traumnacht für uns alle. Das Match war nahezu perfekt. Nach einem schwierigen Jahr haben sich das alle verdient", sagte Sevilla-Offensivspieler Lucas Ocampos.

Sein Team kämpft am 11./18. Mai gegen Juventus um den Finaleinzug. Die Turiner hatten vor dem 1:1 bei Sporting Lissabon die frohe Kunde erhalten, dass die 15-Punkte-Strafe in der Liga vorläufig annulliert wurde. "Das sind gute Nachrichten. Jetzt sind wir in der Verantwortung. Wir wollen in der Liga unter die ersten Vier kommen", sagte Juve-Trainer Massimiliano Allegri. Sein drittplatziertes Team fordert am Sonntag im Serie-A-Schlager Leader SSC Napoli. Im zweiten Europa-League-Halbfinale trifft Salzburg-Bezwinger AS Roma, der am Donnerstag in der Verlängerung den Gernot-Trauner-Club Feyenoord Rotterdam ausschaltete, auf Bayer Leverkusen.