Es gab sie, die Zweifler. In den sogenannten Expertenkreisen hatte sich die Sorge breitgemacht, der FC Salzburg könnte gegenüber der vergangenen Saison aufgrund der Abgänge an Qualität verloren haben. Und sogar innerhalb des Teams selbst kursierten Aussagen, die Mannschaft sei noch nicht bei 100 Prozent. Doch es wäre nicht Salzburg, würde die Elf nicht wieder alle Prognosen über den Haufen werfen. Die Leistung gegen den AC Milan ließ für den österreichischen Beobachter der Fußballszene eigentlich keine Wünsche offen, vielleicht abgesehen vom Resultat, zumal der Sieg kein ferner Traum war.

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Matthias Jaissle meinte nach dem Match, von diesem "sehr starken Abend" "nicht überrascht" gewesen zu sein. "Ich habe gewusst, was man aus ihnen herauskitzeln kann. Wofür es dann reichte, haben wir ja gesehen", sagte der Trainer, der sich ungeachtet des neuerlichen Leistungsnachweises nicht dazu hinreißen lässt, sein Team auf eine Ebene mit den Topmannschaften Europas zu stellen. Milan habe Spieler von "Weltklasse", sagte der 34-jährige Coach. Und wo stehen dann die Salzburger?

Bescheidenheit als Teil des Programms

"Wir werden weiterhin bescheiden bleiben und eine demütige Haltung einnehmen", betont Jaissle, der aber dann fast ein bisschen schelmisch auf die kommende Begegnung auf höchster Ebene am nächsten Mittwoch in London gegen Chelsea hinzuweisen. "Wir werden ja sehen, ob wir die Mannschaft von Thomas Tuchel auch ein bisschen ärgern können." Grundsätzlich sei er stolz darauf, der Außenwelt "unsere Art und Weise von Fußball zeigen zu können."

Die Partie klassifizierte Jaissle als "richtig geiles Spiel", auch angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle der Innenverteidiger Max Wöber und Oumar Solet. Man müsse ja dies auch noch berücksichtigen. Die Ausführenden des Abends zeigten sich ob des verpassten Sieges sogar ein wenig enttäuscht, allen voran Torschütze Noah Okafor. "Schade, dass es nicht für drei Punkte gereicht hat. Aber auf dem können wir aufbauen. Ich bin überzeugt, dass wir für eine Überraschung sorgen können."

Milan-Trainer "nicht überrascht"

Amar Dedic, der gegen Rafael Leao meist gute Figur machte, zeigte sich mit dem Punkt zufrieden, "ich hätte aber gerne einen Sieg gehabt". Der 18-jährige Debütant Dijon Kameri hat den Abend "richtig genossen. Die Fans waren ein Wahnsinn." Die Reaktion der Spieler sieht Jaissle als Bestätigung des Charakters der Mannschaft. "Das zeichnet uns aus, dass wir gierig sind nach Erfolg, egal, gegen wen es geht. Wenn du so nah dran bist, kommen solche Antworten heraus."

Milan-Trainer Stefano Pioli sprach von einer "guten, aber nicht ausgezeichneten Leistung" seiner Mannschaft und hatte auch Lob für Salzburg parat. "Der Gegner war sehr stark." Der österreichische Meister habe ihn jedoch "nicht überrascht. Ich wusste, dass sie schnell spielen, technisch stark sind und in jedem Match sehr zielorientiert agieren. Sie können einiges erreichen", erklärte der 57-Jährige.