Matthias Jaissle ist mit seinen 33 Jahren der jüngste Trainer der Champions League, was insofern nicht verwundert, als der von ihm betreute FC Salzburg die jüngste Mannschaft (Schnitt: 23,1 Jahre) aller 32 in der Eliteklasse vertretenen Klubs stellt. Dieses Team kann heute mit einem Sieg beim OSC Lille vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale fixieren und damit dem FC Bayern (mit dem zweitjüngsten Trainer Julian Nagelsmann), Ajax Amsterdam, Liverpool sowie Juventus in die K.o.-Phase folgen.

Mit einem vollen Erfolg würden die Salzburger auch die unmittelbaren Folgen des exklusiven österreichischen Lockdowns minimieren. Denn dann hätte das vor leeren Rängen zu absolvierende Heimspiel gegen den FC Sevilla hinsichtlich des Aufstiegs keine Bedeutung mehr, der offenkundige Wettbewerbsnachteil würde keine Rolle spielen.

Sollte die Parallelbegegnung der Andalusier gegen Wolfsburg mit einem Sieg Sevillas oder mit einem Remis enden, stünde der österreichische Serienmeister sogar schon als Gewinner der Gruppe G fest. Ein Remis würde fürs Weiterkommen reichen, wenn Sevilla gegen Wolfsburg nicht gewinnt. Salzburg ist aber natürlich ein Sieg zuzutrauen, denn trotz der gegenwärtigen kleinen Torerfolgskrise spricht einiges für den Tabellenführer.

Bisherige Auftritte

Salzburg präsentierte sich in allen vier Partien ungeachtet der Jugend als ein Team von europäischem Format und trat in jeder Partie als bessere Mannschaft in Erscheinung. Schon beim 1:1 in Sevilla verhinderten lediglich zwei vergebene Elfmeter einen vollen Erfolg, während die Niederlage in Wolfsburg nicht dem Spielverlauf entsprach. Allerdings bedarf es einer Steigerung bei der Chancenauswertung, zumal es auch in der Meisterschaft zuletzt in dieser Disziplin haperte, wie beim 0:0 gegen die Admira. Doch im Gegensatz zu den Südstädtern ist Lille vor 50.000 Fans im heimischen Stadion zur Offensive gezwungen, was den Salzburgern viele Räume für ihr Spiel öffnen dürfte.

Die Kreativität

Die Salzburger verfügen ungeachtet der Jugend des Teams über eine enorme spielerische Qualität. Vor allem in der Offensive herrscht gewaltiges kreatives Potenzial. Karim Adeyemi, Benjamin Sesko und Co. können jeden Gegner mit plötzlichen Einfällen überraschen. Ob der zuletzt auch im Schweizer Nationalteam stark aufgetretene Noah Okafor zum Einsatz kommt, ist jedoch fraglich, der Stürmer laboriert an einer Oberschenkelverhärtung.

Stabilität

Im Gegensatz zu vorherigen Saisonen agiert die Abwehr der Salzburger wesentlich gefestigter, sie lässt wenig zu. Die aktuelle Form der gesamten Mannschaft spricht ungeachtet der kleinen Torflaute ebenfalls für die Österreicher. Jaissle war daher nach dem Admira-Match nicht beunruhigt, sondern mit der fußballerischen Darbietung „sehr zufrieden“. Lille kann zudem nicht in stärkster Besetzung auftreten, Ikone und Andre fehlen gelbgesperrt, Renato Sanches ist fraglich. In der Liga hat Lille in den vergangenen fünf Spielen nicht gewonnen.