"Im Zweifel für den Angreifer" war lange Zeit eine der beliebtesten Phrasen im Fußball. Spätestens mit der Einführung des Video Assistant Referees (VAR) war diese Phrase antiquiert. Beinahe jede Millimeter-Entscheidung in Sachen Abseits wird seither zuungunsten des angreifenden Spielers getroffen - und sei nur die Nasenspitze einen Grashalm zu nahe am Tor des Gegners.

Der langjährige Arsenal-Trainer und nunmehrige Direktor der globalen Fußballförderung beim Weltverband FIFA, Arsene Wenger, möchte dem nun wieder entgegenwirken. "Früher wurde ein Tor anerkannt, auch wenn ein Stürmer ein kleines Stück im Abseits stand", sagte der 71-Jährige in der Sendung "Living Football Television". "Die Präzision des VAR ist immer gegen den Stürmer. Das hemmt die Emotionen."

Der Franzose möchte die viel diskutierte Abseitsregelung demnach ein weiteres Mal abändern. "Wir schlagen vor, dass ein angreifender Spieler nicht im Abseits steht, solange sich zumindest ein Körperteil, mit welchem man regulär ein Tor erzielen darf, auf derselben Höhe mit dem zweitletzten Gegenspieler befindet." Diese Variante wird bereits seit kurzer Zeit in China ausgetestet, nachdem FIFA-Präsident Gianni Infantino grünes Licht gegeben hatte. Die Änderung soll für "mehr gefährliche Situationen und Torchancen" sowie "ein spektakuläreres, schnelleres und unterhaltsameres Spiel" sorgen.

Zudem hofft Wenger, dass bereits bei der WM 2022 in Katar ein "automatisiertes Abseits" zum Einsatz kommen kann. Dabei soll ein Signal direkt zum Linienrichter gehen und dieser via roten Licht auf seiner Uhr angezeigt bekommen, ob ein Spieler im Abseits steht. Wenger hält dies für "einen wichtigen Schritt", um vor allem die derzeit mit dem Videobeweis üblichen Wartezeiten stark zu verkürzen. "Wir müssen aktuell durchschnittlich 70 Sekunden, manchmal länger auf eine Entscheidung warten. Es ist so wichtig, weil wir derzeit sehen, dass viele Tore gefeiert und dann wieder zurückgenommen werden", betonte Wenger.