Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist nach ihrem Aus bei der Europameisterschaft wieder in Deutschland. Um kurz vor 1.00 Uhr landete am Mittwoch die DFB-Chartermaschine in Nürnberg. Der scheidende Bundestrainer Joachim Löw verließ den Flieger als Erster.

Fünf Stunden zuvor war das Turnier für die DFB-Auswahl mit einem 0:2 gegen England im Londoner Wembley-Stadion im Achtelfinale zu Ende gegangen. Auf dem Rollfeld des Nürnberger Flughafens bestiegen die Akteure um Kapitän Manuel Neuer zwei Mannschaftsbusse. Der DFB-Tross mit noch mehreren Kleinbussen für Betreuer fuhr danach begleitet von der Polizei weiter ins nahe Herzogenaurach ins EM-Quartier.

Jetzt wartet der Urlaub

"Wir gehen gemeinsam ins Camp und verabschieden uns dort", hatte der 61-jährige Löw nach seinem letzten Spiel als Bundestrainer noch in London angekündigt. Im Laufe des Mittwochs werden die Spieler dann das Quartier verlassen und den Urlaub antreten. Für sie geht es dann demnächst wieder bei ihren Vereinen weiter. Löw dagegen sagte, er habe noch keine Pläne für die Zukunft.

Nach dem EM-Aus gab der scheidende Trainer gegenüber der "Bild"-Zeitung aber einen Einblick in seinen Gemütszustand und sprach über ...

...seine Emotionen: "Klar ist die Enttäuschung bei allen enorm groß nach diesem Spiel. Wir haben in den letzten Wochen viel investiert, gut gearbeitet, einen guten Spirit entwickelt. Wir haben es leider nicht geschafft, das in letzter Konsequenz auf den Platz zu bringen."

...die beiden Großchancen: "Wir konnten die zwei großen Chancen von Werner und Müller nicht nutzen. Es war zu erwarten, dass es nicht viele Möglichkeiten geben wird, die muss man dann nutzen in so einem Spiel. Mit der Chance von Müller wären wir zurück im Spiel gewesen."

...die ungeliebte Dreierkette: "An der Dreierkette lag es mit Sicherheit nicht. Das hat uns hinten schon Stabilität gegeben. Die Zeiten, wo das System entscheidet, sind vorbei. Solche Spiele werden über andere Dinge entschieden, Chancen nutzen, keine Fehler machen, kaltschnäuzig sein. Es geht um Kompaktheit, Laufwege, gewisse Räume zu bespielen."

...das Scheitern: "Wir haben alles reingeworfen, aber was fehlte: Kaltschnäuzigkeit, Abgebrühtheit. Die Mannschaft muss lernen, erwachsen zu sein. Was der Mannschaft fehlt, ist Erfahrung in manchen Momenten, Reife in einigen Situationen."

...seinen schnellen Abgang nach dem Spiel: "Die Momente nach dem Spiel… klar, ich hatte nach dem 2:0 das Gefühl, dass es schwierig wird, dieses Spiel noch zu drehen. Als ich in die Kabine bin, war ich sehr, sehr enttäuscht, dass wir es nicht geschafft haben, in diesem Spiel den Lucky Punch zu setzen. Die Enttäuschung ist da, viel mehr Gedanken sind im Moment nicht möglich."

...über seine 15 Jahre: "Es waren sehr viele sehr positive Dinge. Die Heim-WM, die stetige Entwicklung, der Titel 2014, der Confed-Cup 2017, viele unvergessene Momente. Seit 2018 hatten wir viele Probleme und schwierige Phasen. Was hängenbleiben wird, sind viele Momente mit Menschen, die mir echt wichtig waren. Die Erfahrungen möchte ich nicht missen."

...seine Zukunft: "So ein Turnier schüttelt man nicht so einfach ab, das wird ein paar Tage dauern. Nach 15 Jahren an der Spitze und in der Verantwortung wird es mir guttun, mich ein Stück weit von dieser Verantwortung zu lösen. Dann wird auch wieder neue Energie kommen und dann werde ich entscheiden, was ich tun werde. Im Moment habe ich keine konkreten Planungen. Es ist wichtig, jetzt ein bisschen Abstand zu bekommen, die Leere, die kommt, zuzulassen."