Ein Jahrzehnt markiert den Abstand. Lange ist es also her, als Österreichs Eishockey bei Olympischen Spielen aufgetreten ist. In Sotschi 2014 waren mit Thomas Vanek, Michael Grabner und Michael Raffl drei Aushängeschilder an Bord. Die Qualifikation davor schaffte die Truppe jedoch gänzlich ohne NHL-Vertreter, als Deutschland der dafür nötige Punkt abgetrotzt worden ist. Das Interview von Constantin Braun (“Wir sind Deutschland, die sind Österreich“) lief damals zur Extra-Motivation in der rot-weiß-roten Kabine. Danach folgte der letzte Auftritt im Zeichen der Ringe. Dieser beendete eine zuvor zwölfjährige Durststrecke, als sich Team Austria für Salt Lake City 2002 qualifizierte. Damals gehörte Peter Kasper der Mannschaft an, nun möchte sein Sohn Marco Kasper den Zauber von Olympischen Spielen erleben. „Wir sind bereit, alles zu geben. Wir sind alle heiß darauf, die nächsten drei Spiele zu gewinnen“, sagt Detroits Stürmer, der trotz seiner erst 20 Jahren bereits zum Stammpersonal zählt.
Doch dieses Unterfangen ist schwieriger geworden. So findet die Qualifikation unter Berücksichtigung der Weltrangliste statt. Die ohnehin schon favorisierten Nationen können aufgrund des Sommertermins auf ihre Riege an NHL-Spielern zurückgreifen. Und wie vor drei Jahren gelten auch dieses Mal Lettland, Dänemark sowie Slowakei in ihren Gruppen als Favoriten. Letzterem stehen die Erfahrung von 1092 NHL-Partien in Bratislava gegen Österreich zur Verfügung. Somit ändert sich wenig, dass der 20-jährige NHL-Star Juraj Slafkovsky beim Turnier-Gastgeber nicht an Bord sein wird. „Wir brauchen ein super Spiel um sie zu schlagen, aber das ist möglich“, analysiert ÖEHV-Teamchef Roger Bader. Daneben hat Kasachstan auf seine KHL-Cracks zurückgegriffen, und selbst gegen Ungarn muss ein Sieg erst eingefahren werden. „Eine schwere Gruppe, aber man muss sich Olympia verdienen und wir werden alles dafür tun, dass wir das schaffen.“
Mit Rückenwind von Prag
Team Austria hingegen muss auf seinen einzigen NHL-Akteur Marco Rossi verzichten. Und David Madlener sowie Thomas Raffl mussten ebenfalls absagen. Dennoch: „Wir haben eine gute Mannschaft, mit einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Das Team überzeugt mit Schnelligkeit und Kampfkraft“, zeigt sich Bader überzeugt von den eigenen Qualitäten. Und davon, erneut überraschen zu können. Weil die Weltmeisterschaft in Prag gelehrt hat, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen die Österreicher imstande ist (Aufholjagd gegen Kanada, Sieg gegen Finnland). Bader: „Wir haben die Erkenntnis, dass wenn alles optimal läuft, wir jeden Gegner schlagen können.“
Für einige heimische Akteure könnte dies die allerletzte Chance sein, als Aktiver bei den Olympischen Spielen aufzutreten. Eigentlich wäre nur der jeweilige Gruppensieger für Mailand/Cortina qualifiziert. Und aktuell stehen mit Gastgeber Italien sowie Kanada, Finnland, Russland, USA, Deutschland, Schweden, Schweiz und Tschechien bereits neun Teilnehmer fest. Sofern der Weltverband IIHF Russland auch von Olympia ausschließt, könnte der beste Gruppenzweite nachrücken. Von diesem Umstand hat Österreich bereits ein Mal profitiert (WM 2022). Doch daran wird sich die Bader-Truppe wohl nicht orientieren.