Die Gesichter auf den Rängen der Kagraner Eishalle wurden länger und länger, denn Minute um Minute verrann und die Capitals wurden dem Provinzklub nicht Herr. Selbst aus der Nordwesttribüne, wo der Fanklub „Die Optimisten“ sitzt, war nicht mehr viel zu hören. Graz führte im dritten Spiel der Viertelfinalserie mit 1:0 nachdem Daniel Oberkofler in der 22. Minute im Powerplay getroffen hatte. Die Zeit lief den Wienern durch die Finger und während die Caps nervös wurden, wurde ihr Anhang immer leiser.

Auch, weil Keeper Cristopher Nihlstorp unglaublich hielt. So auch einen Penalty (35.). „Er hat Meisterschaften auf unterschiedlichem Niveau gewonnen und so viel Erfahrung“, sagt Trainer Doug Mason, „er wird nie chaotisch.“ Im Vorjahr zog KAC-Keeper Lars Haugen den Grazern im Halbfinale (Serie 0:4) den Zahn. „Wir haben damals gesagt, dass wir einen Keeper auf diesem Niveau brauchen und darum haben Nihlstorp geholt.“ Der Schwede wurde diesen Erwartungen gerecht.

Graz spielte im Rahmen der personellen Möglichkeiten von drei Linien (Travis Oleksuk und Charles Dodero fehlten wie auch schon beim 3:2 in Graz) das Maximum heraus. Das gelang mit Bedacht und Ruhe, denn die 99ers ließen Wien anlaufen und warteten geschickt ab. Dabei unterbanden sie vor allem das Foot-Race, das Laufduell in der neutralen Zone, mit dem die Wiener so oft schnell in des Gegners Zone gelangen. Zur taktischen Disziplin der Grazer gesellten sich lange noch das nötige Alzerl Glück (des Tüchtigen) und eben Nihlstorp.

Plötzlich kochte die Stimmung unter den 5350 Fans auf: Die Schiedsrichter gaben zwei Treffer von Vaus und Wall binnen weniger Augenblicke nicht. Ein gellendes Pfeifkonzert ertönte samt Nettigkeiten an die Unparteiischen. Auf dem Eis erzeugte Wien druckvoll eine Unruhe, in der Graz zwar eine 3:5-Unterzahl überstand, doch in der restlichen Unterzahl traf Marc-Andre Dorion (45. PP) aus der Distanz flach zum 1:1.

Eine Adrenalininjektion für die Caps durch die Spiel und Stimmung eine andere Dynamik erhielten. Graz musste in einem Tollhaus nach vorne spielen und dann unterliefen binnen 17 Spielsekunden zwei kapitale Abspielfehler aus der eigenen Zone heraus: Dorion und Ex-Grazer Ty Loney nutzen die zum 3:1 – in 4:26 Minuten verdarben die Früchte der Arbeit.

„Solche Fehler passieren“, sagt Mason, „wir haben in dieser Phase zu viele Strafen genommen.“ Das 2:3 von Robin Weihager 60 Hundertstel vor dem Ende ist Makulatur. Während die Grazer mit hängenden Köpfen zwischen den Betonwänden der Umkleide saßen, tönte aus den Katakomben unter dem VIP-Klub die Technoklänge der Caps-Kabinenpartie. „Wir dürfen enttäuscht sein, aber nur kurz“, sagt Mason im Hinblick auf das Heimspiel am Dienstag (19.15 Uhr). „Wir müssen hier ein Spiel gewinnen und wissen jetzt, dass wir das in dieser Halle auch können. Wien weiß das auch.“