Hängende Köpfe, leere Blicke, enttäuschte Gesichter – den Spielern des SK Sturm war kurz nach Abpfiff bewusst, welche Chance sie im Heimspiel gegen Rakow vergeben haben. Mit einem Remis wäre den Grazern Platz drei in der Gruppe D der Europa League nicht mehr zu nehmen gewesen. Das erste Überwintern im Europacup seit 23 Jahren war das große Ziel, geworden ist es am Ende eine große Enttäuschung. 

Denn die 0:1-Niederlage haben sich die Steirer selbst zuzuschreiben. In einer heißen Partie, die in der Anfangsphase von zahlreichen Halbchancen geprägt war, fehlte in der Offensive die Durchschlagskraft. Auf der anderen Seite kamen auch die Polen immer wieder gefährlich vor das Tor von Kjell Scherpen, stellten vor allem Linksverteidiger David Schnegg immer wieder vor Probleme. Das änderte sich in der zweiten Hälfte. Sturm kam besser ins Spiel, blieb im Spielaufbau aber immer noch zu ungenau. Mit der Einwechslung von William Böving kam dann etwas mehr Schwung in die schwarz-weiße Offensive. In der 66. Minute vergab Alexander Prass nach Hereingabe von Tomi Horvat aus kurzer Distanz, er fand bei seinem Abschluss in Gäste-Tormann Vladan Kovacevic seinen Meister, der mit einem Reflex die Grazer Führung verhinderte. Es war die beste und wohl auch eine hundertprozentige Chance der Grazer.

Eine Szene, die sich im Nachhinein noch bitter rächen sollte. Während Sturm die Riesenchance zur Führung vergab, nutzte Rakow in Person des eingewechselten John Yeboah den großen „Sitzer“ in Hälfte zwei. Der Stürmer traf in der 81. Minute ins Tor und die Herzen der 12.517 Fans in Graz-Liebenau. Denn Sturm konnte nicht mehr antworten, die Luft war draußen. Trotz mehrerer Versuche ergab sich keine Chance mehr auf den alles entscheidenden Ausgleichstreffer. „Wir waren über 90 Minuten nicht die bessere Mannschaft, das war zu wenig. Wir haben diesmal nicht ins Spiel gefunden“, sagte Kapitän Stefan Hierländer.

Ilzer: „Die Enttäuschung ist natürlich groß“

Enttäuscht zeigte sich auch Trainer Christian Ilzer, der sagte: „Die Enttäuschung ist natürlich groß. Für uns war es ein ungewohntes Heimspiel, weil Rakow das bessere Team war. Wir haben keine Souveränität gezeigt, viele Chancen zugelassen, deshalb ist es auch ein verdienter Sieg für Rakow.“

Den ersten Matchball haben die Steirer also vergeben, ausgeträumt ist der Europacup-Traum aber keineswegs. In Gruppe D rangieren die Grazer aufgrund des besseren Torverhältnisses weiterhin auf Platz drei, der an der Teilnahme in der Conference League berechtigt. Am letzten Spieltag kommt es somit zum Fernduell mit den Polen. Während Sturm zu einem schweren Auswärtsspiel nach Lissabon muss, empfängt Rakow Gruppensieger Atalanta Bergamo. Sollten beide Mannschaften verlieren, entscheidet das bessere Torverhältnis.