Alles war angerichtet für ein fulminantes Finale in der MotoGP. Vor knapp 93.000 Fans in Valencia startete Titelverteidiger Francesco Bagnaia mit 14 Punkten Vorsprung auf seinen spanischen Verfolger Jorge Martin ins Rennen. In den letzten Wochen spitzte sich der Titelkampf auf dramatische Weise zu, war das Gesprächsthema im internationalen Motorsport. Deshalb dürfte der Schock bei vielen Fans groß gewesen sein, als der lang ersehnte Kampf um die Weltmeisterschaft bereits nach wenigen Runden vorbei war.

Dabei hatte Verfolger Martin alles gegeben, war wenige Sekunden nach dem Start bereits hinter dem Führenden Bagnaia. Der Titelkampf hatte sein entscheidendes Duell auf der Strecke – auch wenn dieses nur kurz dauerte. In Runde zwei verkalkulierte sich der spanische Herausforderer beim Anbremsen auf Kurve eins, fiel dadurch weit zurück. Dementsprechendes Risiko musste Martin in Folge gehen, was schließlich mit einem Ausritt ins Kiesbett endete. Dabei riss er auch Superstar Marquez aus dem Rennen, der in seinem letzten Auftritt für Honda beim heftigen Abflug aber wohl weitestgehend unverletzt blieb. Wahre Größe zeigte Martin nach dem Rennen, als er seinen Kontrahenten mit einer innigen Umarmung gratulierte. „Ich habe zum ersten Mal um den MotoGP-Titel gekämpft, deshalb hoffe ich, dass wir aus unseren Fehlern lernen“, sagte Martin.

Mit einem Sieg zum Titel

Seinem Spitznamen „Pecco Perfetto“ wurde Bagnaia erneut gerecht, fuhr er den zweiten MotoGP-Titel mit einem Sieg ein. Der souveräne Italiener profitierte dabei von der Fehleranfälligkeit bei KTM. Lange sah es nach einem orangen Doppelsieg aus, ehe sich Brad Binder verbremste und der Führende Jack Miller sein Bike wegschmiss.

Bagnaia feierte schlussendlich Rennsieg und Titel, gewann vor den Ducati-Kollegen Fabio Di Giannantonio und Johan Zarco. „Unglaublich. Es war noch einmal 27 Runden ein Kampf und wirklich hart. Das alles ist einfach fantastisch, es geht nicht besser“, schwärmte Bagnaia von seinem Team und der in diesem Jahr überlegenen Ducati. Als zweitstärkster Hersteller etablierte sich 2023 trotz des bitteren Finales KTM. „Am Ende müssen wir glücklich sein, da es für uns eine gute Saison war. Wir waren knapp dran am Sieg, das muss unsere Motivation für den Winter sein“, sagte KTM-Teamchef Francesco Guidotti.

In welche Sphären sein Namensvetter Bagnaia mit dem zweiten MotoGP-Weltmeistertitel aufgestiegen ist, zeigt sich mit einem Blick in die Geschichtsbücher. Der 26-Jährige ist der erst dritte Fahrer, der seinen Titel in der Königsklasse erfolgreich verteidigen konnte. Seine beiden Vorgänger? Valentino Rossi und Marc Marquez.