Nach seinem Besuch beim russischen Präsidenten Wladimir Putin hat Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag einen Termin bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Die Präsidentschaftskanzlei bestätigte auf APA-Anfrage, dass Nehammer zu Van der Bellen kommen wird, um dem Bundespräsidenten von seinem Besuch bei Putin zu "berichten".

Nehammers Termin bei Van der Bellen ist nicht medienöffentlich, danach sind auch keine Statements geplant, hieß es. Das Gespräch ist insofern interessant, als hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird, dass Nehammer den Bundespräsidenten ebenso wenig in seine Reisepläne nach Moskau eingeweiht haben soll wie seinen Grünen Koalitionspartner, bevor das Ganze über die Medien bekannt wurde.

Dementsprechend gaben sich die Grünen auch am Dienstag nach Nehammers Treffen mit Putin weiterhin äußerst zurückhaltend. Nach dem Gespräch zwischen Nehammer und Putin sei man "zeitnah" durch den Bundeskanzler informiert worden, hieß es aus dem Büro von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) lediglich.

Oppositionskritik

Viel Kritik erntet Nehammer jedenfalls von SPÖ und FPÖ. Die Reise habe "einzig seiner machohaften Selbstinszenierung samt Ablenkung von den notorischen innenpolitischen Kalamitäten der ÖVP" gedient, meinte FPÖ-Chef Herbert Kickl am Dienstag. "Der Moskau-Trip war offensichtlich ein Alleingang und schlussendlich auch völlig ergebnislos", bilanzierte SPÖ-Europasprecher und Vizeklubchef Jörg Leichtfried.

Gespräche seien angesichts des russischen Angriffskriegs und der Katastrophe in der Ukraine wichtig, aber Nehammers Besuch bei Putin sei "überstürzt und nicht gut abgestimmt" gewesen, weder mit den europäischen Partnern noch mit dem Bundespräsidenten oder dem Koalitionspartner, bemängelte Leichtfried in einer Aussendung.