Die am Freitag verkündeten Öffnungsschritte der Bundesregierung für Juni und Juli lösen überwiegend positive und zum Teil überraschte Reaktionen aus.

Man setzt damit "einen wesentlichen Schritt in Richtung Normalität und Freiheit", sagt der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), der wie seine acht Kollegen am Vormittag zu Beratungen mit der Regierung und Experten in Wien war.

Besonders freut sich Schützenhöfer über die Lockerungen für Musikvereine. Für sie gelten ab 10. Juni zwar die 3G-Regeln, darüber hinaus gibt es aber keine Einschränkungen mehr. "Für viele Chöre und Blasmusikgruppen ist das eine neue Dimension", so der steirische Landeschef. Auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) begrüßt die Öffnungen, allerdings dürfe man nicht zu leichtsinnig agieren. Das Motto solle daher lauten: "Jeder Öffnung wohnt die Vorsicht inne."

Rendi-Wagner: "Pandemie noch nicht vorbei"

Positiv fällt die Reaktion auch bei vielen Gastronomen aus, die ab 10. Juni indoor wieder mehr Gäste begrüßen dürfen, da nur noch ein Abstand von einem Meter gilt und indoor acht Gäste an einem Tisch sitzen dürfen. "Mit der Ausdehnung der Sperrstunde auf 24 Uhr ab 10. Juni sind zudem wieder längere Abendrunden, damit auch Public Viewings beim Wirten gerade rechtzeitig zur Fußball-EM, möglich", freut sich Mario Pulker, Obmann des Gastro-Fachverbandes in der Wirtschaftskammer.

"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt" sagt auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner Ja zu weiteren Lockerungsschritten, aber immer mit größter Vorsicht statt mit Übermut: "Denn diese Pandemie ist noch nicht vorbei."

Grundsätzlich positiv findet NEOS-Gesundheitssprecher Gerald
Loacker die heutigen Ankündigungen. Nicht nachvollziehbar ist für
ihn allerdings, wie er in einer Aussendung ausführt, wieso noch
weitere zwei Wochen mit den Öffnungsschritten zugewartet wird: "Wenn
die Maßnahmen richtig sind, warum warten wir dann bis 10. Juni
damit?" 

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl ist wenig überraschend auch mit den neuen umfassenden Lockerungsschritten der Regierung in der Corona-Pandemie nicht zufrieden. Er kritisiert, dass die Maskenpflicht nicht sofort ganz abgeschafft wird. Ein „Sommer wie damals“, wie es Vizekanzler Kogler genannt habe, könne es nicht werden, denn: „Ich kann mich nicht entsinnen, dass die Menschen vor dieser Pandemie mit Freiheits- und Grundrechtseinschränkungen zu tun gehabt hätten“.

Frequency-Veranstalter hat "blöd aus der Wäsche geschaut"

"Sehr positiv überrascht" von der Regierung wurde wiederum Harry Jenner, der das Musikfestival Frequency veranstaltet. Durch die Regelung, dass ab 1. Juli keine Besucherobergrenze für Veranstaltungen mehr gibt, könne das Festival in St. Pölten wie geplant von 19. bis 21 August über die Bühne gehen. "Es ist alles back to normal. Ich habe wieder Arbeit", jubelt Jenner, der "gar nicht damit gerechnet" habe. Zwar habe es immer wieder Gespräche mit der Politik gegeben, "aber ich habe heute blöd aus der Wäsche geschaut, dass es so schnell geht."

Durch die fallende Besucherobergrenze dürfen sich auch die heimischen Fußballklubs wieder auf zahlreiche Fans freuen. "Wenn die Stadien wieder voll sind, ist das endlich wieder der Fußball, den wir kennen und lieben", sagt Christian Ebenbauer, Vorstand der Fußball-Bundesliga. Fußball ohne Fans sei nicht dasselbe. "Mit den Fans kehrt die Emotion in die Stadien zurück. Den Unterschied haben wir schon in den letzten Tagen gesehen, obwohl maximal 3.000 Zuschauer in den Stadien sind", so Ebenbauer.