Im Politico-"Playbook", dem zentralen Newsletter der Brüsseler Politik- und Beamtenblase, heißt es Mittwochfrüh, trocken: "Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hieß am Dienstag einige Gäste aus anderen Mitgliedstaaten willkommen, die vor kurzem festgestellt haben, dass sie mehr Impfstoff hätten bestellen sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatten."

Feine Klinge dafür, dass die Tatsache, dass manche Mitgliedstaaten schneller mit Impfstoff versorgt werden als andere (und deswegen schneller durchgeimpft sein werden), auf deren eigene Entscheidungen zurückgeht. Wie bereits berichtet lief am Wochenende Kurz' Vorwurf ins Leere, dass es in der Union Nebenabreden gäbe, die dazu geführt hätten.

Während die Ursachen dafür inzwischen in mangelnder Kommunikation zwischen Beamten und Politik ausgemacht werden - Impfstoff-Beauftragter Clemens Martin Auer musste seinen Hut nehmen - wird nach und nach offenbar, wie groß die Differenz zwischen den Mengen ist, die Österreich bestellen hätte können und jenen, die es tatsächlich bestellt hat.

Was Österreich angesichts seines Anteils von 1,99 Prozent an der EU-Gesamtbevölkerung in den ersten Bestellrunden zugestanden wäre - und was es über die Umverteilung mehr bzw. weniger geordert hat:

  • AstraZeneca
    Zugestanden: 5,79 Millionen Dosen
    Bestellt: 5,93 Millionen Dosen (+ 0,14)
  • Johnson&Johnson
    Zugestanden: 3,9 Millionen
    Bestellt: 2,5 Millionen (-1,4)
  • Pfizer/Biontech
    Zugestanden: 9,82 Millionen Dosen
    Bestellt: 9,17 Millionen (-0,65)
  • Moderna
    Zugestanden: 1.57 Millionen Dosen
    Bestellt: 1,57 Millionen (=)

Macht in Summe bei etwa 19 Millionen bestellten, rund zwei Millionen Impfungen weniger, als Österreich im Rahmen der EU-Verteilung bestellen hätte können.

Im Gesundheitsministerium betont man, dass diese Summe aber für den aktuellen Versorgungsengpass nicht relevant sei - die Bestellung bezieht sich auf das ganze Jahr, im ersten Halbjahr habe man, aufgrund dieser Bestellungen, maximal 700.000 Impfungen weniger zur Verfügung als möglich.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): "Für uns war entscheidend, was im ersten Halbjahr geimpft und geliefert werden kann. Wir haben nichts von einer Lieferung für eine zweite Welle, von Impfungen ab September, mit einem Impfstoff, der die Mutationen noch nicht berücksichtigt." Für die Belieferung mit bereits adaptierten Impfstoffen gebe es ebenfalls Verträge.

Zudem soll es nun einen Ausgleich geben: Wie Kurz am Mittwoch erklärt hat, soll Österreich 380.000 Dosen einer kurzfristig bestellten Lieferung von Biontech-Pfizer bekommen.