„Es ist mir ein Mysterium, warum nicht mehr Menschen die App nutzen“, wundert sich Bundesrettungskommandant Gerry Foitik. Seit dem Relaunch der App Ende Juni sei diese komplett funktionstüchtig, so das Rote Kreuz, von dem die Anwendung betrieben wird.

Auch Experten sehen die Anwendung als datenschutztechnisch einwandfrei und loben die App. Zu Beginn wurde vor allem in den sozialen Medien immer wieder kolpotiert, dass es sich bei der App um eine weitere "Datenkrake" handle. Dies sei nicht der Fall, attestiert unter anderem Datenschützer Max Schrems.

Seit am 8. Juli das letzte technische Update installiert wurde, ist es allerdings still, rund um die App. Auch die von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) eingeleitete Debatte rund um eine verpflichtende Nutzung der Corona App war für den Misserfolg maßgeblich mitverantwortlich.

Durch die im Laufe der letzten Wochen massiv ansteigenden Zahlen rund um die Pandemie und den Appell von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), die App herunterzuladen und zu nutzen, könnte  das Projekt des Roten Kreuzes wieder aufleben.

Es braucht mehr aktive Nutzer

Alle Mühen seien aber umsonst, so Foitik, wenn die App zu wenige  aktiv nutzen. Die Zahlen sprechen bis dato sehr klare Worte. So verzeichnete die App seit März „etwas mehr als eine Million“ Downloads. Allerdings nur rund die Hälfte nutzen sie auch wirklich aktiv, schätzt das Rote Kreuz. Seit dem Neustart der App im Juni wurden rund 1800 Meldungen getätigt. Davon waren laut aktuellem Stand 400 Fälle bestätigt positiv. Bei insgesamt mehr als 49.000 bestätigten Infektion erscheint diese Zahl marginal.

Wie viele Menschen durch die App auch wirklich gewarnt werden, könne man aufgrund der Anonymisierung der Daten nur sehr schwer einschätzen. Man ist aber dennoch zufrieden, denn jede einzelne Warnung trägt dazu bei, weitere Infektionen zu verhindern, so Foitik. Vor allem unterstütze die App die Gesundheitsämter durch ihre zeitliche Effizienz. Die Schnelligkeit sei im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie ein „unglaublich wichtiges Kriterium“.

Kooperation mit anderen EU-Ländern

Mit Ende Oktober sei auch eine „Interoperabilität“ zwischen zumindest elf EU-Staaten geplant. Das heißt, Nutzer sollen die unterschiedlichen Corona-Warn-Apps auch in den teilnehmenden EU-Staaten verwenden können, ohne weitere Apps herunterladen und diese täglich mehrmals aktualisieren zu müssen, schildert Foitik. Diesen nächsten Schritt sowie die Barrierefreiheit der „Stopp Corona“ App sieht man beim Roten Kreuz als die nächsten wichtigen Schritte in der Entwicklung der App. Dafür benötige es aber ein deutlich größeres Budget. Die, nicht ganz unumstrittenen, zwei Millionen Euro an Spendengeldern, die man von der UNIQA Stiftung erhalten hatte, seien schon seit Juni aufgebraucht. Nach intensiven Verhandlungen habe man nun einen Förderantrag an das Gesundheitsministerium gestellt. Auch bei der EU-Kommission wurde ein solcher Eintrag eingereicht, so Foitik.