Das Bundesheer kauft um rund 300 Millionen Euro 18 Hubschrauber AW169M des italienischen Herstellers Leonardo. Die ersten Helikopter sollen Mitte 2022 in Österreich, die letzten Anfang 2024 landen. Sie sollen für das Militär verschiedene Aufgaben erfüllen - vom Personen- und Materialtransport bis zu Löscharbeiten.

Die neuen Hubschrauber sind ein Ersatz für die leichten Verbindungs- und Transporthubschrauber "Alouette III", die aus technischen Gründen Ende 2023 ausgeschieden werden müssen. In der Summe von 300 Millionen Euro soll die gesamte Beschaffung beinhaltet sein, also Hubschrauber, Technik, Logistik, aber auch die Ausbildung sowie infrastrukturelle Erfordernisse, heißt es in Presseunterlagen des Verteidigungsministeriums. Ein einzelner Hubschrauber dieses Typs kostet in der Beschaffung zwischen acht und 15 Millionen Euro, je nach Ausstattung und Zusatzpaketen.

AW169M des italienischen Herstellers Leonardo
AW169M des italienischen Herstellers Leonardo © Verteidigungsministerium

Das neue Hubschrauber-System kann mit unterschiedlichen Konfigurationen für verschiedene Aufgaben alle Fähigkeitsbereiche inklusive dem Selbstschutz abdecken, betonte das Heer. Der Helikopter ist (bei drehendem Rotor) 14,65 Meter lang und 4,5 Meter hoch. Der AW169M kann bis zu 283 km/h schnell fliegen, die maximale Reichweite beträgt 816 Kilometer. Zehn Passagiere können mitgenommen werden. Das maximale Abfluggewicht beträgt 4,6 Tonnen.

Nutzung für mindestens 30 Jahre

Eingesetzt werden soll der neue Helikopter, der mindestens 30 Jahre lang genutzt werden soll, für Personen- und Materialtransporte ebenso wie für Löscharbeiten - er kann beispielsweise drei Mal so viel Wasser transportieren wie die Alouette III. Kleinere Lufttransportaufträge können laut Heer durch das neue System kostengünstiger als mit dem Black Hawk durchgeführt werden. Durch den geräumigen Innenraum bietet er auch genug Platz, um eine Person isoliert transportieren zu können, was gerade in Pandemiezeiten extra hervorgehoben wird.

Der AW169M kann auch bewaffnet werden und ist auch bei Nacht und schlechten Witterungsbedingungen flugtauglich. Außerdem sei das Modell speziell für Einsätze im Gebirge bestens geeignet, heißt es aus dem Militär.

Weil derselbe Hubschrauber auch als Schulhubschrauber verwendet werden kann, könne die Ausbildung effizienter gestaltet werden. Bei Bedarf, also etwa Katastrophen großen Ausmaßes, können die Schulhubschrauber jederzeit auch für Einsatzaufgaben verwendet werden.

Stationiert in der Steiermark

Jene 12 Maschinen, die die Einsatzstaffel bilden, werden in Aigen im Ennstal in der Steiermark stationiert. Die sechs Ausbildungshubschrauber kommen an die Flieger-Fliegerabwehrschule in Langenlebarn in Niederösterreich. In Vorarlberg, Tirol und Kärnten sind bzw. werden temporäre Hubschrauberstützpunkte errichtet, damit kann der Hubschrauber dort temporär betrieben werden.

Nach den Bröseln mit der Beschaffung des Eurofighters von Airbus ist man im Ministerium offensichtlich bemüht, die Entscheidung für den neuen Hubschraubertyp halbwegs transparent zu erklären. Das Verteidigungsministerium habe einen Partner gesucht, "mit dem eine Kooperation in allen Bereichen möglich ist, damit ein effizienter Betrieb während der gesamten Laufzeit kostenoptimiert möglich ist", heißt es in den Presseunterlagen. Dass man sich für den teuersten Hubschrauber entschieden hat, verteidigte man damit, dass für einen konkreten Vergleich nicht nur der Preis, sondern auch die Fähigkeiten herangezogen werden müssten.

Auch Deutschland und USA waren im Rennen

Engere Mitbewerber waren neben Italien auch Deutschland (Airbus) und die USA (Bell). Kanada und die USA forcierten den BELL 429, der Hubschrauber sei aber in den Streitkräften der beiden Nationen nicht eingeführt, was eine Kooperation in den Bereichen Ausbildung, Logistik bzw. Betrieb nicht möglich gemacht hätte, erläutert man im Heer. Bei Deutschland wiederum befürchtete man eine "Fähigkeitslücke von mehreren Jahren", weil dort erst ab Ende 2024 leichte Mehrzweckhubschrauber beschafft werden, zudem sah man keine Kooperationsmöglichkeit bei der Logistik.

Italien hingegen sei willens, in allen Bereichen des Betriebs mit dem Bundesheer zu kooperieren. Italien wird demnach bis zu 100 AW169 kaufen, also kann der Hubschrauber als Teil einer Gesamtkooperation beschafft werden.

Erfahrung mit Leonardo

Mit der Firma Leonardo hat das Heer auch schon Erfahrung, wird unterstrichen: Das Bundesheer betreibt den AB 212, der von Leonardo Helicopter (vormals Agusta Westland) hergestellt wurde. Auch der AB 204 sowie der AB 206, die vom Bundesheer betrieben wurden, stammen aus dieser Produktion. Die Radaranlagen der Luftraumüberwachung sowie der Militärflugplätze sind demnach ebenso Produkte des Leonardo Konzerns.

Die Vertragsverhandlungen sollen etwa sechs Monate dauern, dann braucht die Produktion der Hubschrauber etwa eineinhalb Jahre. Gegengeschäfte - ein großer Aufreger bei den Eurofightern - gibt es laut Verteidigungsressort keine.

Angebote "wertfrei" geprüft, SPÖ und NEOS vermissen Transparenz

Generalstabschef Robert Brieger hat betont, dass man verschiedene Angebote "wertfrei" geprüft habe. Verteidigungsministerin Tanner machte aber kein Geheimnis daraus, dass sie aufgrund der laufenden Gerichtsverfahren mit dem Eurofighter-Hersteller und Heli-Anbieter Airbus "froh" sei, dass der Generalstab die italienischen Leonardo empfohlen hat.

Grundsätzlich zufrieden mit dem angekündigten Hubschrauber-Kauf bei Leonardo ist die Opposition. Die FPÖ heftet sich das Budget für die neuen Helikopter auf die Fahnen, habe dies doch ihr damaliger Minister ausverhandelt. SPÖ und NEOS verlangten noch Transparenz, wie es zur Entscheidung für die Italiener kam.